Kicken auf Zahnfleisch

Fortuna Düsseldorf steht pünktlich zum Ende der Hinrunde auf einem Aufstiegsplatz in der Fußball Regionalliga

DÜSSELDORF taz ■ Wenn ein Fußballtrainer trotz eines Unentschiedens gegen den Tabellenletzten grinst, wird er normalerweise für verrückt erklärt, des Kokainkonsums bezichtigt oder von Bild als Grinsi-Irgendwas beleidigt. Uwe Weidemann, Chefcoach von Regionalligist Fortuna Düsseldorf, schmunzelte am Samstag Nachmittag unwidersprochen über seine Elf. Der frühere DDR-Nationalspieler hatte tatsächlich Grund zu einem gutgelaunten Resümee.

Soeben war Weidemanns Abwehrrecke Robert Palikuca in der Nachspielzeit das 1:1 bei den Gladbacher Amateuren gelungen – nachdem die Fohlenreserve erst in der 90. Minute durch einen abgefälschten Freistoß den Führungstreffer erzielt hatte. Ob dieser Tor-Stampede in der Schlußphase hatten nicht nur die mitgereisten 4.000 Fans aus der Landeshauptstadt Spaß in den Backen. Noch lustiger aus Fortuna-Sicht: Da Aufstiegskonkurrent Wuppertal zeitgleich in Emden verlor, rückte Düsseldorf am letzten Spieltag der Hinrunde auf einen Promotionsplatz.

Grund zum Träumen für die Fans des Traditionsvereins: Wäre die Spielzeit jetzt vorbei, würde Düsseldorf in der nächsten Saison gegen Köln und Hamburg in der 2. Liga spielen. Auch Mönchengladbach wäre wieder ein Gegner – allerdings würde man im Borussia-Park nicht gegen die VfL-Reserve kicken wie am Samstag, sondern gegen die derzeit auf einem Abstiegsrang in der Bundesliga stehenden Profis.

Doch der Wiederaufstieg ist noch fern. In der nivellierten Mittelfeldgesellschaft Regionalliga hat selbst der Tabellenzwölfte St. Pauli nur sechs Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Aber das späte Comeback in Gladbach trotz sieben fehlender Stammspieler machte Trainer Weidemann Mut – seit elf Spielen ist Fortuna nun ungeschlagen. „Meine Elf geht schon etwas auf dem Zahnfleisch“, fasste der Übungsleiter den physischen Zustand seines Teams zusammen.

Ab Februar können die verletzten Altstars Marcus Feinbier und Jörg Albertz wohl wieder mitwirken. Bis dahin soll noch ein neuer Stürmer verpflichtet werden – und vielleicht ein richtiger Manager. An das große Ziel Aufstieg glauben die Düsseldorfer schon deshalb, weil die wichtigsten Widersacher Osnabrück, Dresden und Wuppertal allesamt noch in der LTU-Arena antreten müssen. Am kommenden Samstag muss die zahnlose Fortuna noch den Rückrundenauftakt in Ahlen absolvieren. Bei einem Sieg könnten die Rot-Weißen dann die ganze Weihnachtspause lang über den Titel „Wintermeister“ lachen. M. TEIGELER