Scheuerl spaltet CDU

ZERREISSPROBE CDU-Neuerwerbung Walter Scheuerl ist meinungsfreudig – und erregt damit die Partei

War das wirklich ein Coup? Innerhalb der CDU ist eine lebhafte Debatte darüber ausgebrochen, ob das Engagement von Schulreform-Verhinderer Walter Scheuerl der Partei wirklich mehr nützt als schadet. Grund für die Diskussion sind Scheuerls Äußerungen, Altbürgermeister Ole von Beust solle möglichst aus dem CDU-Wahlkampf rausgehalten werden, sein Engagement sei gar „abwegig“ und nicht glaubwürdig. Scheuerl, der auf der CDU-Liste für die Bürgerschaftswahl kandidieren will, hatte von Beust zudem vorgeworfen, er habe der CDU „mit seiner Schulpolitik schwer geschadet“. Gemeinsame Wahlkampfauftritte mit ihm lehne er definitiv ab.

Die seien „auch nicht geplant gewesen“, betrieb Parteichef Frank Schira im Hamburger Abendblatt Schadensbegrenzung, und rüffelte dann Scheuerl: „Wir bestimmen als Partei bitte schön immer noch selbst, von wem wir uns unterstützen lassen und freuen uns natürlich, wenn Ole von Beust unseren Wahlkampf unterstützt.“

Umgehend sprangen CDU-Politiker wie Markus Weinberg, Andreas Wankum oder Marino Freistedt Schira bei, und qualifizierten Scheuerls Vorstoß als „Privatmeinung“ ab. Unter der Hand hieß es gestern aus der CDU-Fraktion, Scheuerls Vorstoß sei „überflüssig wie ein Kropf“ und „schade der CDU“. Statt „die Klappe aufzureißen“, solle „Scheuerl lieber schweigen“.

Doch daran denkt Scheuerl, der sich bislang selten als Teamplayer hervorgetan hat, nicht. „Es ist eine Diskussion, die der CDU gut tut“, äußerte er sich erfreut über die hohen Wogen, die seine von Beust-Demontage ausgelöst hat. Er habe „nur seine persönliche Meinung geäußert“ stellte der Anwalt klar und machte gleichzeitig deutlich, dass die Partei, für die er kandidieren will, keine Mittel habe, ihn mundtot zu machen: „Ich bin unabhängig, weil ich keine Karriere in der CDU anstrebe.“ DPA/MAC