Wegen Spionage für Israel hingerichtet

IRAN In der Islamischen Republik werden zwei Todesurteile vollstreckt. Die Familie des Kurden Latifi sitzt hinter Gittern. Kurdische Menschenrechtsaktivisten werden festgenommen, darunter eine Dichterin

TEHERAN/BERLIN dapd/taz | Im Iran ist am Dienstag ein als israelischer Spion verurteilter Mann hingerichtet worden. Wie die amtlichen Nachrichtenagentur Irna berichtete, wurde der seit 2008 inhaftierte Ali Akbar Siadat am Morgen im Teheraner Evin-Gefängnis erhängt. Die israelischen Behörden haben sich bisher nicht geäußert.

Siadat war vorgeworfen worden, Israel mit geheimen Informationen über die militärischen Kapazitäten des Iran versorgt zu haben. Dabei soll er laut Irna unter anderem Details zu Manövern, Stützpunkten, Kampfflugzeugen, militärischen Flügen, Militärflughäfen und Raketen verraten haben. Wie der Mann sich die geheimen Informationen beschafft haben soll, ging aus dem Bericht nicht hervor. Auf Reisen in die Türkei, nach Thailand und in die Niederlande habe Siadat nach eigenen Angaben Verbindungsmänner des israelischen Geheimdienstes getroffen. Dabei habe er jeweils bis zu 7.000 Dollar (5.300 Euro) für seine Dienste erhalten, zusätzlich zu einer Grundvergütung von 60.000 Dollar (45.000 Euro). Seit 2004 soll er für Israel tätig gewesen sein. Im Jahr 2008 sei er schließlich bei der Vorbereitung seiner Flucht aus dem Iran festgenommen worden. Zuletzt wurde im Jahr 2008 ein Mann als israelischer Spion hingerichtet.

Bei einem weiteren Hingerichteten handelte es sich laut Irna um den seit 2007 inhaftierten 63-jährigen Ali Sarami, dem die Behörden die Mitgliedschaft in der aus dem Exil agierenden Organisation der Volksmudschaheddin (MEK) vorgeworfen hatten. Laut einer Mitteilung der MEK wurden dessen Frau und Tochter sowie zwei weitere Unterstützer am Dienstag festgenommen, weil sie nach der Vollstreckung des Urteils vor dem Evin-Gefängnis demonstriert hatten. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International warten noch sechs weitere MEK-Mitglieder in iranischen Gefängnissen auf ihre Hinrichtung.

Unterdessen wurden auch Angehörige des zu Tode verurteilten 29-jährigen Kurden Habiballah Latifi festgenommen. Wie die Onlineausgabe der britische Zeitung Guardian berichtete, sitzen nun auch seine Eltern, drei Brüder und drei Schwestern hinter Gittern. Die Hinrichtung Latifis war am 26. Dezember ausgesetzt worden. Dem waren Proteste im Ausland sowie vor dem Gefängnis in der kurdischen Stadt Sanandadsch vorausgegangen. Mindestens zehn Kurden, die sich in der Kampagne gegen die Hinrichtung Latifis engagiert hatten, wurden ebenfalls festgenommen, darunter die bekannte Dichterin Simin Chaichi.

Latifi war wegen angeblicher Beteiligung an einem Anschlag zum Tode verurteilt worden. Nach Angaben seines Anwalts hatte er gestanden, Mitglied der verbotenen kurdischen Partei Pejak zu sein, jedoch geleugnet, an einer bewaffneten Aktion teilgenommen zu haben.