Wird zur Routine: Wieder Streik bei Amazon

VER.DI Dienstleistungsgewerkschaft will Tarifvertrag. Amazon findet 9,55 Euro pro Stunde üppig

BAD HERSFELD/LEIPZIG dpa | Bei dem Onlinehändler Amazon gab es am Wochenende erneut Streiks: Im Bad Hersfeld und in Leipzig legten mehrere Hundert Beschäftigte am Freitag und am Samstag ihre Arbeit nieder, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di mitteilte. Amazon gab sich gelassen: Für die Kunden würde der Streik keinerlei Auswirkungen haben, teilte das Unternehmen mit.

Die Gewerkschaft will Amazon zwingen, einen Tarifvertrag abzuschließen. „Wir werden es nicht hinnehmen, dass Amazon dauerhaft daran festhält, einseitig und willkürlich Bezahlung und Arbeitsbedingungen festzulegen“, sagte Ver.di-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger.

Ver.di verlangt einen Tarifvertrag, der sich an den Bedingungen des Einzelhandels orientiert. Amazon lehnt das ab: Es sei ein Logistikunternehmen und bezahle im Vergleich zu dieser Branche bereits überdurchschnittlich.

Derzeit bekommen Amazon-Beschäftigte im ersten Jahr 9,55 Euro pro Stunde. Im zweiten Jahr sind es 10,47 Euro pro Stunde. Hinzu kämen Sonderzahlungen und Aktienpakete. Amazon betreibt in Deutschland neun Versandzentren mit insgesamt 9.000 Beschäftigten.

Die Auseinandersetzungen zwischen Ver.di und Amazon begannen Ostern 2013, und erste Verbesserungen lassen sich bereits verzeichnen. So zahlte Amazon im vergangenen Jahr erstmals ein Weihnachtsgeld. In diesem Jahr will Ver.di durchsetzen, dass es neben einer ordentlichen Lohnerhöhung auch Urlaubsgeld gibt.

Umstritten sind auch die Pausenzeiten. Ver.di hat eine aktuelle Umfrage unter Streikenden und Arbeitenden durchgeführt. Ergebnis: Von 45 Minuten regulärer Pausenzeit blieben im Schnitt effektiv nur 28 Minuten. „Der Rest geht durch Wege- und Wartezeit an den Kontrollen verloren“, kritisiert Ver.di.

Amazon lehnt Tarifverhandlungen ab und setzt stattdessen auf Gespräche zwischen Betriebsräten und der Geschäftsführung. Darin könnten gern auch die Pausenzeiten zum Thema gemacht werden.

Die nächsten Streiks sind schon abzusehen. „Wir können das lange durchhalten“, drohte Ver.di-Chef Frank Bsirske in Leipzig an.