Kritik an Gewalt und Zensur in Tunesien

PARIS/TUNIS dpa/dapd | Mehrere Menschenrechtsorganisationen haben Zensur und Polizeigewalt gegen Journalisten in Tunesien kritisiert. Die Regierung habe eine völlige Nachrichtensperre über den Ort Sidi Bouzid verhängt, in dem es seit Mitte Dezember soziale Unruhen gebe, berichtete die Organisation Reporter ohne Grenzen am Dienstag. Nach Informationen der Internationalen Menschenrechtsliga sind zwei Menschen ums Leben gekommen und zehn weitere verletzt worden.

Auslöser der Unruhen war die Festnahme eines jungen Straßenhändlers, der nicht die nötigen Papiere hatte. Aus Protest setzte er sich vor der Präfektur selbst in Brand. Der Mann überlebte schwer verletzt. Einwohner von Sidi Bouzid versammelten sich daraufhin vor der Präfektur. Es kam zu Ausschreitungen.

Journalisten, die darüber berichten wollten, wurden festgenommen. Reporter ohne Grenzen beschrieb den Fall eines Journalisten, der in seiner Wohnung niedergeschlagen wurde. Sicherheitskräfte riegelten den gesamten Ort ab. Inzwischen wurden der Generalsekretär von Sidi Bouzid sowie drei seiner Mitarbeiter vom Dienst suspendiert.

Präsident Zine El Abidine Ben Ali kündigte dennoch harte Strafen für die Verantwortlichen der Proteste an und rief zur Ruhe auf. Das Recht werde gegen „eine Minderheit von Extremisten“ zum Einsatz kommen, die zu „Gewalt und Chaos“ anstachelten, sagte der Staatschef am Dienstag im Fernsehen. Zugleich sagte er weitere Maßnahmen zu, um die Schaffung von Arbeitsplätzen voranzutreiben.