„Damit ist kein Risiko verbunden“

Der Anbau von Genmais ist völlig ungefährlich, sagt der Ökologe Ingolf Schuphan von der RWTH Aachen

taz: Herr Schuphan, heute weiß man nicht mehr, wo überall gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut wurden. Beunruhigt Sie das?

Ingolf Schuphan: Nein, keineswegs. Der gegen den Schädling Maiszünsler geschützte Bt-Mais ist seit 1996 EU-weit in den Verkehr gebracht und kann von jedem Landwirt angebaut und verwendet werden. In Spanien wird dieser Bt-Mais bereits auf über 50.000 Hektar angebaut und verwertet. Unsere langjährige Forschung auf dem Gebiet der ökologischen Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen zeigt eindeutig, dass Bt-Mais für die Organismen im und auf dem Boden keine Effekte aufweist. Nur der im Mais vorkommende Schädling wird effektiv ausgeschaltet, ohne dass giftige chemische Insektizide gespritzt werden müssen.

Halten Sie die Geheimhaltung der Felder für sinnvoll?

Bis 2004 war der Anbau von Bt-Mais überall ohne Geheimniskrämerei und irgendwelche Auflagen möglich. Unsere Forschung hat ergeben, dass damit auch kein Risiko verbunden ist. Wenn aber die Landwirte, die für solche Grundlagenforschung Flächen zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt haben, jetzt genannt würden, könnten sie oder gar ihre Familien durch ideologisch geprägte Gentechnikgegner unbegründet nachträglich beschimpft oder drangsaliert werden.

Seit 2004 muss der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen registriert werden. Warum, wenn das alles so ungefährlich ist?

Das wurde im Gesetzgebungsverfahren durch die Gentechnikgegner durchgesetzt. Dies hängt mit der Diskussion über die Koexistenz von herkömmlichem und Gentechnik nutzendem Anbau zusammen.

Viele Bürger sind gegen genmanipulierte Nahrung. Warum halten Sie daran fest?

Der Siegeszug der grünen Gentechnik ist nicht mehr aufzuhalten, muss aber ökologisch sicher gestaltet werden. Nach Auskunft des Raiffeisenverbandes 2006 waren 93 Prozent des Rinder- und Schweinemischfutters sowie 89 Prozent des Geflügelfutters kennzeichnungspflichtig, da sie gentechnisch veränderte Organismenanteile enthielten. Nachwachsende Rohstoffe für die Biogas-, Kraftstoff- und Ethanolproduktion werden unverzichtbar mit gentechnisch veränderten Pflanzen produziert werden müssen. Pflanzen, die gegen Schädlinge oder Krankheiten nicht mehr mit chemischen Pestiziden gespritzt werden, könnten sogar für den ökologischen Anbau einen großen Vorteil darstellen. INTERVIEW: SUSANNE GANNOTT