Umweltzonen müssen wachsen

FEINSTAUB Umweltschützer ziehen eine positive Bilanz der Fahrverbote: Anwohner werden weniger durch gesundheitsschädigende Partikel belastet

BERLIN dpa/taz | Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat sich für eine Ausweitung der Umweltzonen auf ganze Regionen ausgesprochen. „Die Kleinstaaterei mit verschiedenen Vorgaben und Ausnahmegenehmigungen ist verwirrend und sollte beendet werden“, erklärte Nabu-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger am Donnerstag. Insgesamt zog er aber eine positive Bilanz. Damit widersprach er dem Autofahrerlobbyverband ADAC. Dieser hatte Anfang Dezember kritisiert, die Ausweisung von Fahrverboten nütze nichts, wenn es um weniger Feinstaubbelastung gehe.

Berlin und Hannover waren Anfang 2008 die Vorreiter in Deutschland gewesen, inzwischen haben mehr als 40 Kommunen eine Umweltzone eingerichtet. Damit werden Autos, die besonders viel Ruß ausstoßen, aus den Städten verbannt – wenn sie nicht mit Rußpartikelfiltern nachgerüstet werden, wofür es sogar staatliche Zuschüsse gibt. Denn an Erkrankungen wie Allergien, Staublunge, Herz- und Kreislaufstörungen, die durch die feinen Partikel verursacht werden, sterben nach EU-Schätzungen in Deutschland rund 70.000 Menschen vorzeitig.

Dem Nabu zufolge sank die Konzentration von Feinstaub in Berlin im Jahr nach der Einführung des Fahrverbots für Autos ohne Rußfilter um 24 Prozent, im Jahr darauf sogar um 35 Prozent. Auch die Stickoxidwerte fielen.

Vor vier Wochen hatte der ADAC Tests durchgeführt, bei dem er zu dem Ergebnis kam, Umweltzonen machten keine relevanten Unterschiede. Das Umweltbundesamt (UBA) hatte die Untersuchungen als wissenschaftlich lückenhaft zurückgewiesen, weil die Witterung nicht einbezogen worden war. Feinstäube – die nicht nur aus Dieselruß, sondern auch aus Industrieanlagen, Kraftwerken oder aus natürlichen Quellen stammen – werden durch Wind und Wetter weiter verbreitet. Auch im UBA hält man viele Umweltzonen deshalb für zu klein angelegt.