Schlafplätze teurer

Der Senat erhöht die Übernachtungspreise. Er will so Obdachlose zur Wohnungssuche zu motivieren

Die öffentlichen Unterkünfte für Menschen ohne Wohnung werden teurer. Der Senat hat am Dienstag beschlossen, die Gebühren der Übernachtungsstätten ab erstem Januar von 1,60 auf 1,80 Euro anzuheben. Ein Platz in einer Gemeinschaftsunterkunft kostet zukünftig 123 statt bisher 111 Euro im Monat, ein Einzelzimmer 225 statt 201 Euro.

„Wir wollen die Menschen aktivieren, möglichst schnell aus der öffentlichen Unterkunft herauszukommen“, sagt die Sprecherin der Sozialbehörde, Katja Havemeister. Zwar gehe der Bedarf an öffentlich gestelltem Wohnraum bei Flüchtlingen zurück, weil immer weniger von ihnen nach Hamburg kommen. Gleichzeitig müssten aber immer mehr Obdachlose untergebracht werden. Der Senat möchte da offenbar gegensteuern: Die Gebührenerhöhung solle „den Anreiz verstärken, sich eine Wohnung anzumieten“, teilt die Sozialbehörde mit.

Für Hartz-IV-Bezieher bleibt die Erhöhung ohne Folgen, weil die Miete übernommen wird. Zu spüren bekommen sie die „Selbstzahler“, also jene Obdachlose, die ein Einkommen über der Hartz-IV-Grenze von 345 Euro beziehen. „Vielleicht handelt es sich um eine kleine Gruppe“, sagt Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter beim Obdachlosenprojekt „Hinz & Kunzt“. Für die aber sei die Gebührenerhöhung „ein Schlag ins Gesicht“, sagt Birgit Müller, die Chefredakteurin des gleichnamigen Obdachlosen-Magazins. „Schließlich lebt niemand in einer öffentlichen Unterbringung, weil es dort so komfortabel ist, sondern weil in Hamburg bezahlbare Wohnungen fehlen.“

Die Sozialbehörde gibt an, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft SAGA in der ersten Jahreshälfte 442 freie Wohnungen gemeldet habe – eine Zahl, die man bei Hinz & Kunzt bezweifelt. „Die Wohnungen möchte ich sehen“, sagt Sozialarbeiter Karrenbauer. Jeden Tag kämen Leute zu ihm, die ihn nach einer Unterkunft fragten, weil sie selbst keine finden. „Gehen Sie mal in die Notunterkünfte und fragen, wer eine Wohnung will. Die schreien alle ‚hier!‘“

Immerhin sind die neuen Übernachtungsgebühren familienfreundlich. Bei bis zu vier Köpfen bleiben die Preise gleich, „ab fünf Personen“ werden sie sogar billiger. WIE