Lesen, Radio hören, fernsehen für 350 Euro

100.000 Solarsysteme dank Kleinkredite: Solarpreis für eine Tochterbank des Friedensnobelpreisträgers Yunus

BERLIN taz ■ Bis Jahresende werden in Bangladesch 100.000 Solarsysteme auf den Hütten liegen. Die Photovoltaik-Zellen reichen, um Fernseher, Radio und ein extrem sparsame LED-Leuchten zu betreiben. 400.000 Menschen in 20.000 Dörfern profitieren. Und künftig sollen jährlich weitere 100.000 Solar-Home-Systems dazukommen.

Möglich macht dies Grameen Shakti, eine Tochter der Grameen Bank. Grameen Shakti bekam für ihr Engagement gestern in Berlin den europäischen Solarpreis. Mohammed Yunus, Chef der Grameen Bank, wird am Wochende in Oslo den Friedensnobelpreis entgegennehmen.

Grameen steht für „Dorf“, Shakti für „Energie“. „Dorfenergie“ heißt das Non-Profit-Unternehmen also ins Deutsche übersetzt. Seit gut zehn Jahren arbeitet dessen Leiter und Mitbegründer Dipal Barua dafür, die Menschen in den ländlichen Regionen Bangladeschs günstig, umweltfreundlich und wirtschaftlich mit Strom zu versorgen.

Solarenergie, das klingt erst mal teuer. Aber Barua hat ein Finanzierungssystem entwickelt, das durch seine Einfachheit besticht und auch noch funktioniert, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Die Solar-Home-Systems werden in großer Stückzahl hergestellt. Ihre Leistung geht über 50 Watt selten hinaus. Ein Batterie sorgt für Strom, wenn der Himmel mal bedeckt ist. Das reicht, um den Basisverbrauch eines Haushaltes zu decken. Das alles senkt die Kosten. 350 Euro kostet so ein System.

Teuer für jemanden, der nichts hat. „Aber über die Jahre gesehen ist es noch teurer, Kerzen zu kaufen, um Licht zu haben, oder Diesel, um den Dorf-Generator zu betreiben“, sagt Barua.

Diesen Umstand macht er sich zunutze, indem er den Kunden vorrechnet, was sie sparen, wenn sie auf Solarenergie umsteigen. Die 350 Euro werden als Mikrokredit ausgegeben. Bei 15 bis 20 Prozent Anzahlung wird der Restbetrag auf aus westlicher Sicht irrwitzige drei Jahre gestreckt. Die Kosten für Wartung und Pflege der Anlage sind darin schon enthalten. Eine Art Mietkauf-Modell: Im Unterschied zum klassischen Leasing gehört das System aber von Beginn an dem Nutzer. „Das schafft Verantwortlichkeit“, sagt Barua. Ist der Mikrokredit abbezahlt, kann der Kunde sich von dem Tag an praktisch kostenfrei mit Strom versorgen. Die Anlagen sind mit einer 30-jährigen Garantiezeit versehen. Das heißt: Nie wieder Kerzen kaufen. THORSTEN DENKLER

www.grameen.de