kurzkritik: pariser leben am goetheplatz
: Alles eine Frage der Gattung

Helmut Baumann hat sich in vielen Jahren als Musicalspezialist am Bremer Theater große Verdienste erworben, und so war es schade, dass seine vorerst letzte Arbeit dort nicht ganz so perfekt war. Das lag wohl auch am Genre: Auch wenn sich jede Operette auf Jacques Offenbach bezieht, so hat dieser doch keine geschrieben. Offenbach nämlich hat sich mit seinen „opéra bouffes“ eine eigene Gattung geschaffen, geeignet politisch-soziale Gegebenheiten parodistisch darzustellen. Das gilt nicht zuletzt fürs „Pariser Leben“, das Baumann jetzt inszeniert hat.

In dem Stück spielen einfache Menschen einem schwedischen Baron die Pariser Aristokratie vor. Daraus entwickelt sich ein bezaubernd lustiger Wirrwarr, den Baumann gekonnt und nett, aber ohne die nötige Tiefenschärfe spielen lässt. Zu klischeehaft, zu wenig satirisch wurde bedient, was man unter „Operette“ versteht.

Aber immerhin verlässt man das Theater nach der Aufführung heiter beflügelt: Dafür sorgte eine große Besetzung und die Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Florian Ludwig. Der Offenbach-Sound jedenfalls stimmt, die Wackler zwischen Bühne und Musik werden im Laufe der Zeit wohl noch verschwinden. Usl

Aufführungen: 13., 15., 18., 21., 26. und 31.12.