Radwege ohne Waschbretter

ENTWICKLUNG Eine Spezialfolie schützt vor Baumwurzeln: Teure Sanierungen wären so überflüssig

BERLIN taz | Baumwurzeln und Fahrradwege vertragen sich bekanntlich ebenso wenig wie die Haushalte der Kommunen und teure Infrastrukturprojekte. Ein neuer Fahrradweg kann schon nach zwei bis drei Jahren wieder von Wurzeln aufgerissen sein. Wird er saniert, ergibt es sich leicht, dass bei den Bauarbeiten die Wurzeln der Bäume zu Schaden kommen.

Meist fehlt für die Sanierung aber sowieso das Geld. So fährt mensch als Radfahrer*in im Schritttempo über Wege, die Waschbrettern gleichen, bis diese irgendwann gesperrt werden.

Es gibt allerdings noch eine andere Lösung, nämlich die Durchwurzelung der Radwege von vornherein zu verhindern. Die Firma Feind aus dem brandenburgischen Lübben hat eigens eine Maschine entwickelt, mit der parallel zum Radweg ein 80 cm tiefer Schlitz in den Boden gefräst wird. Dort wird dann eine sogenannte Wurzelschutzfolie eingelassen, die verhindern soll, dass sich die Wurzeln der Bäume in Richtung Radweg ausbreiten.

Die Herstellerfirma verspricht 25 Jahre Garantie. Mehrere hundert Kilometer wurden in den letzten fünf Jahren in verschiedenen Teilen Deutschlands verlegt, zurzeit wird in Beelitz der Europaradweg R 1 mit Wurzelschutzfolie ausgestattet. Norman Fruth von der Erfinderfirma der Spezialfräse ist zufrieden mit dem Ergebnis: die Radwege seien glatt wie am ersten Tag.

Die Funktionalität und Umweltverträglichkeit des Verfahrens wurden auch von der Berliner Beuth-Hochschule bestätigt. Vor jedem Projekt findet zudem eine gesonderte Begutachtung statt: Stehen die Bäume zu dicht am Weg oder haben sich die Wurzeln schon zu weit ausgebreitet, wird die Folie nicht oder nur stellenweise verlegt. Wenn wichtige Wurzeln zu Schaden kommen könnten, müssen abschnittsweise andere Lösungen gefunden werden.

Ein weiterer Vorteil: Die Radwege müssen nicht, wie bei einer Sanierung, längere Zeit gesperrt werden. Radfahrer*innen können einfach um das Gerät herumfahren, während es arbeitet.

Das schlagende Argument für Kommunen und Straßenbauunternehmen dürfte vor allem der Preis sein. Mit durchschnittlich 10 Euro pro Meter ist das Verlegen der Wurzelschutzfolie weitaus günstiger als eine Sanierung. Bislang hält sich der Verbreitungsgrad der Präventivmaßnahme dennoch in Grenzen. Norman Fruth macht dafür die Prioritätensetzung in den Kommunen verantwortlich. Obwohl das Verfahren verhältnismäßig kostengünstig ist, mangele es oft an Geld. Und wo doch Geld vorhanden sei, werde es zuallererst in die Instandsetzung von Straßen gesteckt. LOU ZUCKER