Pleitefirma BenQ braucht dringend Hilfe

Ein Finanzinvestor könnte den Handyhersteller retten. Er müsste allerdings bis Ende des Jahres gefunden werden. Und die Chancen dafür liegen „unter 50 Prozent“, so der Insolvenzverwalter. Die 3.000 Mitarbeiter hoffen jetzt auf die Politik

AUS KAMP-LINTFORT A. FLORIÉ
UND M. TEIGELER

Ein Finanzinvestor soll die ehemalige Siemens-Handyproduktion retten. BenQ-Insolvenzverwalter Martin Prager informierte die rund 1.000 Restbeschäftigten in München, Bocholt und Kamp-Lintfort gestern über seine Sanierungsversuche. „Ohne einen Investor ist die Produktion nicht aufrechtzuerhalten“, sagte eine Sprecherin Pragers vor Beginn der Betriebsversammlung im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort. Die Wahrscheinlichkeit, dass bis Jahresende noch ein Investor gefunden wird, läge aber „unter 50 Prozent“.

Das hoch defizitäre Unternehmen dürfte auch im vierten Quartal dieses Jahres einen erneuten Umsatzrückgang verzeichnen. Bis zur Eröffnung des offiziellen Insolvenzverfahrens am 1. Januar 2007 muss Prager eine Lösung für die Pleitefirma gefunden haben – ansonsten droht den Beschäftigten das endgültige Aus.

BenQ Mobile, die Ex-Handy-Sparte von Siemens, hatte Ende September Insolvenz angemeldet. Die taiwanesische Mutter BenQ hatte dem Unternehmen nur ein Jahr nach der Übernahme von Siemens den Geldhahn zugedreht. Zwei Drittel der rund 3.000 Beschäftigten verloren dadurch ihre Jobs. Diese 2.000 Angestellten und Arbeiter bei BenQ sollen in Beschäftigungsgesellschaften für andere Jobs qualifiziert werden. Etwa 1.000 BenQ-Mitarbeiter gehen derzeit weiterhin ihrer Arbeit nach, bangen aber ebenfalls um ihre Zukunft. Denn es ist unklar, wie viele von ihnen übernommen werden, falls ein Investor die Firma übernimmt. Auf den Betriebsversammlungen in München und Kamp-Lintfort hörten alle Mitarbeiter gestern, was sie tun müssen, um ab Januar in die Transfergesellschaft wechseln zu können.

Mehrere namentlich nicht bekannte Finanzinvestoren sollen laut Zeitungsberichten vom vergangenen Wochenende Interesse an BenQ haben. Demnach hat ein Kandidat die Prüfung der Firmenbilanzen und -bücher in München bereits abgeschlossen.

Wie sich diese Private-Equity-Gesellschaft aber entscheiden werde, könne man nicht sagen, sagte Pragers Sprecherin. An eine Aufteilung des Rumpfgeschäfts werde nicht gedacht. Es gebe zudem auch noch andere ernsthafte Interessenten. Ob es aber tatsächlich zu einem Kauf komme, sei „völlig ungewiss“. „Es ist der Belegschaft nicht zuzumuten, einen anonymen Investor zu begrüßen“, sagte Josef-Michael Leucker, Vorsitzender des BenQ-Gesamtbetriebsrats, der taz. Der Insolvenzverwalter müsse ein fertiges Konzept mit seriösen Partnern präsentieren. „Es muss alles bis zum Ende verhandelt sein, bis wir als Betriebsrat darüber entscheiden können“, sagte Leucker.

Die Arbeitnehmervertreter setzen auch auf jene Politiker wie NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, die den BenQ-Beschäftigten vor einigen Wochen ihre Solidarität bekundet hatten. Rüttgers war im September nach Kamp-Lintfort gefahren und hatte von „einer großen Sauerei“ gesprochen. Der Bocholter IG-Metall-Chef Heinz Cholewa sagte der taz: „Falls ein Investor gefunden wird, muss auch die Politik finanzielle Verantwortung übernehmen.“ Mit Bürgschaften und Fördermitteln sollten die zuständigen Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Bayern dann die Fortführung der Produktion unterstützen, forderte der Gewerkschaftssekretär.