Tourismusziel Vogelsang
: Leere Versprechungen

Die Ankündigung der Landesregierung, die Entwicklung der ehemaligen NS-Kaderschule Vogelsang zu einem Tourismusziel finanziell zu unterstützen, ist ein reines Lippenbekenntnis. Denn die Bedingungen, an die das Kabinett sein Engagement knüpft, hat es gleich mit geliefert: Erstens müsse sich auch der Bund als Grundstückeigentümer beteiligen, zweitens müssten sich private Investoren mit Einlagen in dreistelliger Millionenhöhe finden. Und die sind nicht in Sicht.

KOMMENTAR VON HENK RAIJER

So manch potenziellen Geldgeber haben die Vermarkter in der Region vergrault. Es hat schon vor dem Abzug der belgischen Streitkräfte Ende 2005 durchaus seriöse Angebote privater Investoren gegeben. So wollte einer, statt neu zu bauen, künftige Unterkunftsmöglichkeiten und Gaststätten den baulichen Gegebenheiten auf dem Areal anpassen, das unter Denkmalschutz steht. Geplant war, die Mannschaftsquartiere am Fuße der „Ordensburg“ zu einer Jugendherberge umzuwandeln und die intakte „Burgschenke“ für den Gastronomiebetrieb zu nutzen. Bedenkenträger bekamen jedoch Bauchschmerzen: Man könne doch nicht da, wo sich Nazis vergnügt hätten, Touristen Kaffee und Bier servieren.

Löblicher Einwand, mögen da Antifaschisten denken, von denen viele Vogelsang am liebsten radikal abgerissen hätten. Dabei handelt es sich bei der Schänke gar nicht explizit um NS-Architektur, sondern um rheinischen Brauhausstil der 1920er Jahre. Sei‘s drum, ein Brauer, der ernsthaft darüber nachgedacht hatte, die vormalige Junker-Kneipe zu übernehmen, zog sich zurück – nicht zuletzt wegen des Investitionsrisikos. Denn nach wie vor ist auf dem 70.000-Quadratmeter-Areal keine Infrastruktur vorhanden, die Touristen auch wochentags anzieht. Hier ist die Landesregierung in der Pflicht, eine Vorleistung zu bringen. Da aber Düsseldorf nur vage Versprechungen macht, wird Vogelsang wohl auch fürs erste eher Geld kosten – und zwar den Steuerzahler.