LESERINNENBRIEFE
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Rettet das Semikolon

■ betr.: „Die sonntaz Frage. Ist es schlimm, wenn das Semikolon stirbt?“, taz vom 7. 6. 14

Liebe taz, bitte rettet das Semikolon, bleibt bitte dabei, Zeichen zu setzen! „Komm wir essen Opa“ dürfte den Nutzen von Satzzeichen ausreichend zeigen. Das Beispiel für die lebensrettende Funktion von Kommata hat mir Kay K. geschenkt; dem Semikolon als differenzierendem Satzzeichen sei die Abwandlung gewidmet: Komm wir essen Opa oder hast Du was anderes vor?

Irgendwann früher habe ich mal gelernt, dass Sprache Denken beeinflusst. Heute ist das wohl auch noch so, wie ich auch mit Freude bei der taz feststelle. ANNA MARIA WESENER, Lassan

Das Semikolon

■ betr.: „Die sonntaz Frage. Ist es schlimm, wenn das Semikolon stirbt?“, taz vom 7. 6. 14

Das Semikolon ist bedrückt :Ich weiß nicht ob an mir es liegt,dass niemand mich mehr nutzen mag.Ein Zustand, den ich schlecht vertrag!

Wo ich doch in der Lage bin,zwei Sätze mit und ohne Sinnals gleichberechtigt zu erkennenund in der Mitte durchzutrennen.

In vielen Büchern kaum zu finden,werd’ ich demnächst wohl ganz verschwinden.Ich sollte jetzt in Würde gehen,denn es ist gar nicht einzuseh’nzu warten bis zum bitt’ren End’,wenn niemand meinen Namen kennt.

Nur noch den Schlauen mit Lateinfällt dann als allerletztes ein,ich sei die Hälfte – das sei Fakt –vom unteren Verdauungstrakt!

BETTINA BREMER

Böses Erwachen?

■ betr.: „Geht’s noch? Schatulle de luxe“ von Heide Oestreich,taz vom 7. 6. 14

Alice hat geträumt, als sie sich im Wunderland wähnte. Doch nun könnte es für sie ein böses Erwachen geben, denn in Deutschland müssen Groß und Klein ihre Steuern zahlen und zwar vollständig.

Wenn dem Grunde nach etwas dran sein sollte an dem Vorwurf, Alice Schwarzer habe in ihrer Selbstanzeige eine Einkunftsquelle verschwiegen, wird es rechtlich eng für die Journalistin und ehemalige „moralische Instanz“. Dann hätten nicht nur ihre Reputation und eiserne Sparreserve gelitten, Schwarzer hätte überdies die zweite Chance auf Steuerehrlichkeit, die ihr qua Gesetz mit der Strafbefreiung nach vollständiger Selbstanzeige gewährt würde, vertan.

Dass die zuständigen Behörden dezidierter und stringenter Steuerdelikte verfolgen weil verfolgen können, da novellierte Doppelbesteuerungsabkommen und insbesondere die bundesverfassungsgerichtlich erlaubte Verwertung von Steuer-CDs zu einer erhöhten „Sensibilisierung in Steuersachen“ geführt haben, hat nichts mit der Bosheit von Staatsbediensteten, aber viel mit dem Recht auf Gleichheit und Steuergerechtigkeit zu tun.

Insofern bestehen gute Aussichten für ehrliche Steuerzahler, schwarzer hingegen sind sie für Steuersünder.

IRA BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Flüchtling oder Arbeitsmigrant

■ betr.: „Deutsche lehnen Muslime ab“, taz vom 5. 6. 14

In dem Artikel über eine Untersuchung von Forschern in Leipzig wird die Zustimmung zu der Aussage, die meisten Asylbewerber befürchteten nicht wirklich, in ihrem Heimatland verfolgt zu werden, mit Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in Verbindung gebracht. Mag sein, dass dies auf einen Teil der Befragten zutrifft. Aber kann es nicht auch sein, dass eine solche Meinung entsteht,wenn unterschiedslos von „Flüchtlingen“ die Rede ist, egal aus welchem Grund Menschen tatsächlich nach Deutschland kommen? Der Bauarbeiter aus Ghana zum Beispiel, der in Libyen seinen Arbeitsplatz verloren hat, und nun nach Europa weiter ziehen will, tut dies, um dort Geld zu verdienen und nicht, weil er in der Heimat verfolgt wird. Arbeitsmigration ist nichts Verwerfliches und sollte – wie auch in der taz schon oft gefordert – durch ein Einwanderungsgesetz geregelt werden. Hier zu differenzieren, ist im Interesse derjenigen, für die der Schutz des im Grundgesetz verankerten Rechts auf Asyl gedacht ist. BRIGITTE REINHARDT, Bad Honnef

Einladung nach Niederbayern

■ betr.: „Querdenker aus Niederbayern“ von E. Bonse, taz v. 5. 6. 14

Man sollte einen „liberalen Kurs in der Einwanderungs- und Asylpolitik“ nicht mit der unternehmerischen Profitgier verwechseln, sich an billigen ausländischen Arbeitskräften bereichern zu wollen. Der Autor ist außerdem herzlich nach Niederbayern eingeladen, um Herrn Weber dort beim „Querdenken“ beobachten zu können.

KILIAN BECKER, Wegscheid