Bremer Umweltsenator: Ausstoß halbieren!

Podiumsdiskussion: Bremer Umweltressort will beim Klimaschutz „nachlegen“, Energieversorger SWB verteidigt Pläne für Kohlekraftwerk. Klimaforscher warnt: Steige das Meer weiter an, bleibe nur der „Rückzug aus der Niederung“

Der Bremer Umweltsenator Ronald-Mike Neumeyer (CDU) hat sich für deutlich strengere Vorgaben beim Klimaschutz ausgesprochen. Die von Deutschland angestrebte Reduktion der CO2-Emissionen um 21 Prozent bis zum Jahr 2012 „wird bei weitem nicht reichen“, sagte er am Dienstagabend zur Eröffnung einer Podiumsdiskussion zum Klimawandel in Bremen: „Dass wir nachlegen müssen, ist eindeutig.“ Wolle man den Klimawandel tatsächlich stoppen und dessen schlimmste Auswirkungen vermeiden, müsse Deutschland seinen Ausstoß des Treibhausgases vielmehr um 50 Prozent, also auf die Hälfte, drosseln. Dies sei insbesondere im Hinblick auf Schwellenländer nötig, die „nicht die gleichen Fehler wie wir wiederholen“ dürften. „Wir müssen weiter demonstrieren, dass wir voranschreiten und nicht nachlassen“, so Neumeyer.

In die Quere kommen könnte ihm dabei der Bremer Energieversorger SWB, der eine Genehmigung zum Bau eines neuen 800-Megawatt-Kohlekraftwerks beantragt hat. Ziel müsse sein, „die Emissionen, die wir hier senken können, auch zu senken“, betonte Neumeyers Abteilungsleiterin für Klima- und Ressourcenschutz, Rita Kellner-Stoll. Das bedeute auch, „Strom nicht durch Kohle, sondern durch Wasser- und Windkraft zu erzeugen“. SWB-Vertreterin Iris Klauck machte ihr allerdings wenig Hoffnung: Bundesweit müssten jede Menge alte Kraftwerke ersetzt werden, „da darf man nicht nur auf Bremen kucken“. Entscheidend für die Wahl des Brennstoffs sei der Preis, und da liege Kohle vorn, derzeit jedenfalls. „Vor fünf, zehn Jahren hätte man die durch Gaskraftwerke ersetzt, sicherlich“, räumte sie ein.

Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Karin Mathes, machte Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) für die „völlig falsche Strategie“ der SWB verantwortlich. Dessen Emissionshandels-Pläne für CO2 kämen einem „Kohlekraftwerk-Förderprogramm“ gleich.

Die Auswirkungen einer solchen Politik skizzierte Klimafolgenforscher Bastian Schuchardt: Stiegen die Temperaturen ungebremst weiter, steige der Meeresspiegel nicht um gut einen, sondern um bis zu sieben Meter. Dann bleibe nur „der Rückzug aus dieser Niederung, in der wir hier leben“. Armin Simon