WILLY-BRANDT-HAUS
: Komplexe Geschichten auf einen Blick: der 57. World Press Photo Award

Ein Mindestmaß an Intimität bleibt kaum gewahrt, wenn in einer verlassenen bulgarischen Schule über 800 syrische Flüchtlinge unter beengtesten Umständen unterkommen. Die wenigen Quadratmeter hinter zeltartigen Paravents bieten höchstens ein absolutes Minimum an Privatsphäre. Und doch ist auf dem Foto von Alessandro Penso, der mit dem Bild den ersten Preis der Kategorie „General News Single“ als eines der besten Pressefotos des Jahres gewann, kein Mensch auszumachen. Es sind vor allem diese Bilder, die sich nicht selber erklären, die einen in den Bann ziehen und zum Hinterfragen drängen. Dazu gehört auch das in der Kategorie „Daily Life Single“ ausgezeichnete Foto von Julius Schrank (siehe Foto), das tatsächlich eine Totenfeier zeigt, mit der Kämpfer der Armee Kachins sich von einem Kommandanten verabschieden und gleichzeitig verdrängen, dass sie vielleicht die nächsten Toten sind. Die Ausstellung zum 57. World Press Photo Award 2014 mit 130 Arbeiten aller 53 preisgekrönten FotografInnen aus 25 Nationen ist nun auch in Berlin zu sehen. MJ

■ Eröffnung: 12. 6., 19.30 Uhr, bis 3. 7, Di.–So. 12–20 Uhr, Stresemannstr. 28, Personalausweis erforderlich