„Überraschen mit Farben und Gerüchen“

Negra Jhô räumt zwei Frisierstühle frei in ihrem schmalen Friseurladen im Pelourinho. Und bittet, sich zu setzen, inmitten verschiedener Götterstatuen und Hausaltare. Zwei Angestellte legen einem jungen Mann die Rastahaare neu. „Meine Tochter, was glaubst du, wann findet die nächste Copa in Brasilien statt?“, fragt sie rhetorisch und fügt bestimmt hinzu: „Wir werden die Besucher mit unserem Axé, der göttlichen Energie, für uns einnehmen. Wir werden sie überraschen mit unseren Farben, unseren Gerüchen, unseren Tänzen.“

Negra Jhô – der Name bedeutet im afrikanischen Yorubá „Licht“ – weigerte sich schon als Kind, ihren sechs Geschwistern die Haare mit dem heißen Eisen zu glätten. Sie fand das verpönte Kraushaar und was man daraus machen kann, immer schöner. Inzwischen hat sie schon allen afrobrasilianischen Künstlern „den Kopf gemacht“, wie sie sagt. Was einen doppelten Sinn hat: Es kann bedeuten, Zöpfe zu flechten oder einen Turban zu kreieren. Aber auch, jemanden empfänglich zu machen für die Orixás, die Gottheiten des afrobrasilianischen Candomblé.

„Es hat keinen Zweck, jetzt zu jammern, dass es vor sechs Jahren, als die Copa an uns vergeben wurde, besser gewesen wäre, das Geld in Schulen oder Krankenhäuser zu stecken“, sagt Jhô, während sie in ihrem Atelier Hof hält, devote Handküsse entgegennimmt und selbst Passanten Luftküsse zuwirft. „Diese Diskussion müssen wir heute jeden Tag neu in Brasilien führen.“ Sicherlich werde es Trittbrettfahrer in der Politik geben, die von der Copa profitieren werden, oder Unternehmer, die versuchen, sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern. Trotzdem ist sie sicher: „Was übrig bleibt von der Copa, das wird gut sein!“

■ Valdemira Telma de Jesus, genannt „Negra Jhô“, 56 Jahre, Haarkünstlerin