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: Der dritte Weg

Ab dem nächsten Jahr gehen Kinder kostenlos in ihre Kindergärten – wenn der Bund seine groß gespuckten Töne ernst nimmt. Auch die Landesregierung hat sich immer wieder dafür ausgesprochen. Bis dahin aber müssen Eltern in NRW noch eine Menge Geld für die Kitas berappen. Die Landesregierung hat mit ihrem reduzierten Ausgleich für fehlende Beiträge arme Städte vor eine Wahl zwischen zwei Übeln gestellt: Reiche Eltern doppelt belasten, mit der Gefahr der Abwanderung. Oder arme Eltern gleichfalls mehr schröpfen, sie damit eventuell ganz als Kindergartennutzer zu verlieren. Gelsenkirchen und Mönchengladbach haben sich für den dritten Weg entschieden – den einzig richtigen. Sie ignorieren die Anweisung der Bezirksregierung.

KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES

Die beiden Ruhrkommunen können es sich nicht leisten, Familien zu vergraulen. Gerade in Gelsenkirchen ist das bekannt: Als einzige Stadt in NRW bietet sie ein soziales Frühwarnsystem. Jede Familie eines Neugeborenen wird zu Hause besucht und beraten. Denn sie sind für das Überleben von Städten existenziell. Das Ruhrgebiet vergreist, sucht verzweifelt nach BürgerInnen, nach steuerzahlenden Menschen, die sich langfristig für ihre Stadt entscheiden. Kindergebundene BürgerInnen bleiben ihrem Wohnort meist länger treu. Im Kampf um sie spielen die Kindergarten-Beträge eine große Rolle. In Mülheim hat die angekündigte Erhöhung zu einer rasenden Bürgerinitiative geführt – auch wenn es nicht die Ärmsten traf und die Beiträge prinzipiell bezahlbar blieben. Die Gebühren sind für Familien ein Synonym für die Akzeptanz und Förderung ihrer Kinder, sie würden notfalls sogar in eine beitragsgünstigere Stadt wechseln.

Um das zu verhindern haben Gelsenkirchen und Mönchengladbach nun die Notbremse gezogen, zu Recht. Sie können darauf hoffen, dass der Streit mit der Kontrollbehörde Bezirksregierung sich im nächsten Jahr von selbst erledigt. Wenn alle Plätze kostenlos sind.