Schluss mit dem Schuss

DROGEN Die Therapiestelle „Kibo“ versucht Süchtige zum kompletten Verzicht auf Opiate zu bewegen

Die heroinsüchtigen Patienten der ambulanten Drogentherapiestelle „Kibo“ in Kreuzberg haben alle ein Ziel: clean werden, und zwar ganz. „Süchtig werden wir immer sein“, sagt ein 35-Jähriger, der seit fünf Jahren abhängig ist. Er und die rund 40 anderen Patienten der Einrichtung wollen nicht mehr täglich der Droge hinterherlaufen. Bei „Kibo“ können sie lernen, sich sowohl vom Heroin als auch von ärztlich verordneten Ersatzdrogen wie Methadon zu verabschieden. Substitutionsentwöhnung heißt diese Behandlungsform. Von ersten Erfolgen mit dieser in Berlin bisher einzigartigen ambulanten Therapie berichtete am Donnerstag der therapeutische Leiter der Einrichtung, Hanspeter Eckert.

50 Patienten hätten seit 2010 die 14-monatige Therapie durchlaufen, sagte Eckert. Die Hälfte davon lebe nun abstinent von sämtlichen Drogen außer vielleicht Nikotin. Eckert will damit zeigen, dass die von ihm angewandte Behandlungsmethode zur Entwöhnung erfolgreicher ist als die gewöhnliche Substitution. Dabei werden Ersatzdrogen unter ärztlicher Aufsicht an Süchtige abgegeben, ohne Abstinenz als oberstes Ziel festzulegen. Bei der Substitution liege die Abstinenzquote laut einer Studie des Bundesministeriums für Gesundheit nur bei 4 Prozent.

Bei „Kibo“ dosiert jeder Patient nach individuellem Zeitplan und Programm die Ersatzdrogen bis zum Nullpunkt herunter, sagte Eckert. Währenddessen werde er betreut und könne sich mit anderen Betroffenen austauschen. Bei Bedarf könne er täglich vorbeikommen und an einem breiten Angebot an Aktivitäten teilnehmen. MARKUS MAYR