: „Ein richtiger Clash“
THEATER Zwei „Artists in Residence“ verabschieden sich mit einem Festival vorerst aus Bremen
47, ist Regiesseurin. Zusammen mit Knut Klaßen war sie zwei Jahre lang „Artist in Residence“ am Theater Bremen
taz: Ist Ihr Festival „La Bremencité“ der große Abschied aus Bremen, Frau Gintersdorfer?
Monika Gintersdorfer: Wir kommen noch mal wieder!
Und wie fällt Ihre Bilanz nach zwei Jahren als „Artist in Residence“ am Theater Bremen aus?
Wir waren das erste Mal in Bremen und hatten vorher keine Verbindung zu der Stadt. Wir haben auch nicht durchgängig hier gewohnt. Aber wir konnten in Bremen vier Produktionen machen, zuletzt mit „Not Punk, Pololo“ die größte, die wir je gemacht haben, mit 17 Performern. Das war schon echt der Hammer! Und das ist eine Show, die auch beim Publikum sofort super lief. Am Theater waren wir in der Sparte „Tanz“ angesiedelt – das ist ein Label, das kann, das muss man uns aber nicht geben. Ich bin ja keine Choreografin und will da nicht die Erwartungen der Disziplin erfüllen. Wir sind mit dem „Internationalen Staatsgerichtshof“ – der heute in einer aktualisierten Fassung zu sehen sein wird – inhaltlich sehr anspruchsvoll gestartet. Aber wir mussten ackern, um auch vom Publikum angenommen zu werden. Man muss eine Zugänglichkeit schaffen, gerade weil unsere Themen am Stadttheater nicht üblich sind.
Andererseits haben sich hier in Bremen ungeahnte Verbindungen ergeben.
Ja, bei der Arbeit zu „Mobutu choreografiert“: Ein enger Freund von Mobutu ...
... der von 1965 bis 1997 als Diktator die Demokratische Republik Kongo regierte ...
... dieser Freund, zugleich Honorarkonsul, lebt in einer Villa in Bremen. Es gab im Vorfeld des Genozids in Ruanda auch ein Geheimtreffen in Bremen, mit dem Staatschef eines Nachbarlandes. Mobutus Anwesenheit in Bremen blieb aber nicht geheim, weil er im Privatjet kam, sondern löste in der Presse wilde Spekulationen aus, da sie den Grund des Treffens ja nicht kannte.
Liegt das an Bremen, dass Ihre Show gut läuft, die Stücke mit den harten Themen aber nicht?
Ich kann nur die Fakten konstatieren, nicht in die Köpfe der Leute gucken. Klar ist, das sie sehr schnell bereit waren, in die Show zu gehen. Unsere Arbeitsprinzipien sind dort identisch, es gibt eine Kontinuität bei den Performern und in ihrer Art zu performen. Und: Die Stücke haben immer auch ein Leben danach.
Und womit wollen Sie nach Bremen zurückkehren?
Benedikt von Peter inszeniert eine Oper von Mozart und hat uns angefragt – obwohl wir überhaupt noch nie für die Oper gearbeitet haben. Für unsere Performer wird das ein richtiger Clash, sowohl musikalisch als auch in der Zusammenarbeit und der Organisation der Proben. Aber nach langen Diskussionen haben wir uns dafür entschieden, das zu machen – unsere Performer wollten das sehr gerne und bringen da viel Selbstbewusstsein und Coolness mit. Wir werden keine Opernsänger aus ihnen machen. Aber sie bringen eine neue Lesart ein. INTERVIEW: JAN ZIER
„Mobutu choreografiert“: Sa, 19 Uhr; „Der Internationale Strafgerichtshof“: Sa, 21 Uhr;
„Das 2. Bremer Konzil“: So, 18 Uhr; „Not Punk, Pololo“: So, 21 Uhr, jeweils Kleines Haus, Theater Bremen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen