Prinz Ohrfeige in der Heide

HOHER BESUCH

Ach, Niedersachsen. Oder genauer: Ach, Hannover. Das nämlich war ja, ehe es zur Landeshauptstadt der Herzen im sympathischen Retorten-Bundesland Niedersachsen wurde, mal eine richtige Residenzstadt. Und kann jetzt stolz 300 Jahre Personalunion mit dem britischen Königshaus feiern: 1714 kam Kurfürst Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg als nächster protestantischer Verwandter der kinderlosen Königin Anne Stuart auf den britischen Thron. Staatskassen und die Regierungsgeschäfte blieben getrennt, aber bis 1837 residierte der Fürst/King in London, vor Ort wirkte in seinem Sinne ein Geheimer Rat. Danach trennte man sich wieder.

Zentral für die Jubiläumsfeierlichkeiten ist die Landesausstellung, bei der allerlei Insignien Georg Ludwigs, seine Krone etwa, teils erstmals auf hannöverschem Boden gezeigt werden – und zu gerne hätten sie zu alldem auch die Queen empfangen. Oder wenigstens Kate Middleton und Prince Dings. Wer aber reiste an? Prince Andrew, eher so dritte Royal-Reihe. Immerhin: Den kennen sie schon ganz gut in Niedersachsen, denn er verabschiedete in der Vergangenheit immer wieder mal dort stationierte britische Truppen. Rund 5.000 Männer und Frauen in Uniform hat das Vereinigte Königreich noch in Niedersachsen, bis 2020 will man alle abgezogen haben.

Ausgerechnet ein Truppenbesuch war es auch, den die Hannoveraner nun geradezu als Ohrfeige empfunden haben mögen: Als am Donnerstag in den St Barbara’s Barracks in Bad Fallingbostel Auszeichnungen zu vergeben und Soldatenhände zu schütteln waren, da reiste kein Geringerer in die Heide als Prince Philip, Duke of Edinburgh und Her Majesty’s Husband.

In Strohhut und bestem Anzugstoff dankte er den just zurückgekehrten, „The Highlanders“ genannten Einheit für ihren Einsatz in Afghanistan, heftete 50 Orden sogar selbst an ihre Zielbrüste, traf auf einige Soldatenfamilien und hielt eine Ansprache, an der Anwesende nachher nur bemängelten, dass die Lautsprecheranlage zu leise eingestellt gewesen sei.

Was kein Mangel sein muss, denn Philip ist im Lauf seiner rekordverdächtig langen Zeit als Regentinnengemahl nicht zuletzt durch verbale Entgleisungen aufgefallen wie den famosen Hinweis an britische Studierende, wenn sie noch länger in China blieben, würden sie alle „slitty-eyed“, also schlitzäugig – und das markiert im verbalrassistischen Spektrum des Prinzen noch den harmlosen Rand.

Deklariert war sein Kurzbesuch übrigens als privat – vielleicht, um die Gefühle der Hannoveraner nicht allzu sehr zu verletzen.  ALDI