Durchgebissen

DAS TEAM 23 Spieler haben es in den WM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw geschafft. Und auch wir haben hart gekämpft – und uns durch viele Schokoriegel gefuttert, um sie zu finden

Manuel Neuer, 28 Jahre alt, FC Bayern, 45 Länderspiele Das kann er: Mit seinen punktgenauen Abwürfen leitet er blitzschnell Konter ein und seine Stärken im Eins-gegen-eins und auf der Linie geben der Mannschaft enormen Rückhalt. Das kann er nicht: Bei hohen Flanken und gelegentlichen, übermotivierten Ausflügen außerhalb des Strafraums zeigt Neuer Schwächen. Und: Auch er kann die wacklige Defensive nicht immer retten. (hon)

Benedikt Höwedes, 26, Schalke, 21 LänderspieleDas kann er: Nicht nur innen, sondern auch außen verteidigen. Seine Chance wird er daher vor allem auf der linken Außenbahn bekommen. Höwedes ist zweikampfstark und darüber hinaus immer für ein Kopfballtor gut. Das kann er nicht: In der Innenverteidigung an Hummels, Mertesacker und Boateng vorbeikommen. Dafür spielen die drei Abwehrspieler zu konstant auf hohem Niveau. (maw)

Per Mertesacker, 29, FC Arsenal, 98 LänderspieleDas kann er: Hinten drinstehen, Räume eng machen, wie man so sagt. Das sieht etwas staksig aus, ist aber effektiv – und bei Kopfbällen hilft ihm seine Größe. Das kann er nicht: Ausschlafen, jedenfalls zu Hause. Er ist wieder Vater geworden. Und im Campo Bahia treibt ihn auch etwas um: „Ich bin seit zehn Jahren Nationalspieler, und es ist nichts dabei herumgekommen. Immer nur Vize“, hat er neulich gesagt. (mv)

Roman Weidenfeller, 33, Bor. Dortmund, 3 LänderspieleDas kann er: Ist super auf der Linie. Seine starken Reflexe wurden vom DFB-Trainerstab aber lange Zeit ignoriert, weswegen Weidenfeller einst ausfällig wurde. Mittlerweile ist er auf DFB-Pressekonferenzen handzahm. Das kann er nicht: Es ist sein Glück, dass er den Ball mit den Händen berühren darf – und nicht immer die Füße nehmen muss. Aber auch beim Abfangen von Flanken schwächelt er. (mv)

Mats Hummels, 25, Borussia Dortmund, 30 LänderspieleDas kann er: Der Innenverteidiger profitiert von seinem Stellungsspiel und ist sehr sicher am Ball. Seine größte Offensivstärke beim BVB sind die Flanken hinter die gegnerische Abwehrreihe. Das kann er nicht: Muss sein übliches Spiel dem System Löw anpassen und darf die langen Bälle nur dosiert einsetzen. Konnte der Verteidigung zuletzt auch nicht die notwendige Sicherheit verleihen. (hon)

Jérôme Boateng, 25, FC Bayern, 39 LänderspieleDas kann er: Eigentlich alles, was von einem Verteidiger mit internationaler Erfahrung erwartet werden darf: Robustheit, Ruhe, Resolutheit. Und er ist trotz stämmiger Figur und 1,92 Meter Körpergröße sehr schnell. Das kann er nicht: 90 Minuten so gut sein, wie er es netto 85 oder 89 Minuten ist. Boateng hat immer mal wieder Aussetzer drin, woran auch seine große Erfahrung nichts geändert hat. (mak)

Ron-Robert Zieler, 25, Hannover, 3 LänderspieleDas kann er: Vieles, was Neuer auch kann. Zieler ist ein sehr spielintelligenter Schlussmann, reaktionsschnell und mit guter Übersicht. Das kann er nicht: Mit der internationalen Erfahrung eines Neuers oder Weidenfellers mithalten. Zieler war zwar einer der besten Spieler seines Bundesligateams, doch spielt er nun mal in Hannover und nicht in München oder Dortmund. (maw)

Erik Durm, 22, Borussia Dortmund, 1 LänderspielDas kann er: Sich klein, lautlos und unscheinbar in den Mittelpunkt spielen. Als er unter Jürgen Klopp an der Außenlinie immer stärker wurde, war es um Marcel Schmelzer, seinen Vereinskollegen, geschehen. Das kann er nicht: Oft ist der gebürtige Pirmasenser von verblüffender Harmlosigkeit auf dem Platz, ein echter Schisshase, dem diese gewisse Kälte im fußballerischen Rausch abgeht. (jaf)

Shkodran Mustafi, 22, Sampdoria Genua, 1 LänderspielDas kann er: Ruhe ausstrahlen, abgeklärt verteidigen, überlegt die Bälle verteilen. Trotz seiner erst 22 Jahre ist der Legionär, der beim HSV ausgebildet wurde, in der italienischen Serie A zum Mann mit Abwehrchefqualitäten geworden. Das kann er nicht: Er sagt von sich, dass seine größte Schwäche die Ungeduld sei. Also abzuwarten, bis er den zielführenden Pass spielen kann. (jut)

Kevin Großkreutz, 25, Borussia Dortmund, 5 LänderspieleDas kann er: Kämpfen um jeden Grashalm und den unbedingten Siegeswillen auf den Platz bringen. Dem Defensivallrounder möchte man nicht auf dem Rasen begegnen. Zweikämpfe, Schnelligkeit, Wille – topp. Das kann er nicht: Verlieren. Geschieht dies doch, soll es mitunter zu Problemen mit Bierdurst und Harndrang kommen. Und: Der ganz große Techniker ist er auch nicht. (jut)

Philipp Lahm, 30, FC Bayern, 106 Länderspiele Das kann er: Der Kapitän der Nationalelf glänzt durch unermüdliche Laufbereitschaft und starkes Zweikampfverhalten. Besitzt eine hohe Fußballintelligenz und ist variabel einsetzbar.Das kann er nicht: Trotz guter Zweikampfwerte fehlt ihm manchmal die körperliche Robustheit. Den Torschuss sollte er besser anderen überlassen und lieber weiterhin als Vorbereiter in Erscheinung treten. (hon)

Matthias Ginter, 20, SC Freiburg, 2 LänderspieleDas kann er: Den Ball kontrollieren und überlegt nach vorn spielen. Für einen kopfballstarken Verteidiger nicht selbstverständlich. Das macht ihn auch interessant für das Mittelfeld. Das kann er nicht: Sich Autogramme von seinen einstigen Helden holen, wie er kürzlich bemerkte. Die Helden sind nun Kollegen. Der Verteidiger kämpft ob seines steilen Aufstiegs noch mit Schwindelgefühlen. (jok)

Sami Khedira, 27, Real Madrid, 46 LänderspieleDas kann er: Die so häufig beschworenen deutschen Tugenden verkörpern. Als sein Kreuzband im November riss, hielten viele plötzlich nicht mehr viel vom DFB-Team. Die Schönspielerei ohne Titel nervt. Khedira kann der Ausweg sein. Das kann er nicht: Impulse für die stürmenden Kollegen vor ihm geben. Er ist der letzte Rumpelfüßler im deutschen Mittelfeld. (jok)

Lukas Podolski, 29, FC Arsenal, 114 LänderspieleDas kann er: Sprüche klopfen, rennen, draufhalten (aufs Tor, nicht auf die Knochen). Podolskis Schuss war und ist eine Naturgewalt. Außerdem ist er sympathisch und authentisch. Damit steht er fast allein im Team. Das kann er nicht: Der große Stratege ist er nicht. Der stets aufmerksame Defensivkünstler auch nicht. Er rennt auffällig schneller, wenn es nach vorne geht – statt nach hinten. (jük)

Mario Götze, 22, FC Bayern, 29 LänderspieleDas kann er: Dribblings, Pässe und Toreschießen. Spieler wie Götze bezeichnete man einst als Zaubermäuse. Die hatten stets das gleiche Problem: Sie trafen das Tor nicht. Götze ist da anders. Das kann er nicht: Kämpfen und für Adidas werben. Eigentlich sind das zwei Knock-out-Kriterien bei der deutschen Nationalmannschaft. Aber auch für Götze, den Nike-Burschen, machte Löw eine Ausnahme. (jük)

Bastian Schweinsteiger, 29, FC Bayern, 102 LänderspieleDas kann er: Das Spiel lesen und lenken. Ist Schweinsteiger fit, ist er beim DFB-Team Chefstratege, Führungsspieler, Gewinnertyp. Dann fürchtet ihn alle Welt für seine Pässe und seine Zweikampfstärke. Das kann er nicht: Schmerzfrei spielen. Schweinsteiger plagte sich durch die Saison. Darunter leidet seine Dynamik, so dass er nun seinen Platz im Mittelfeld zu verlieren droht. (far)

Thomas Müller, 24, FC Bayern, 49 Länderspiele Das kann er: Rennen, mitreißen, Müller-Tore. Er ist die unberechenbare Wunderwaffe im Angriff. Selbst in der 120. Minute rennt, brennt und trifft er noch, siehe Pokalfinale. Das kann er nicht: Modern torjubeln: keine Knierutscher oder Eckfahnentänze. Stattdessen reißt Müller einfach gestrig den Mund auf und schmeißt die Arme in die Luft. Schwächelte etwas als Elfmeterschütze. (far)

Christoph Kramer, 23, Mönchengladbach, 2 LänderspieleDas kann er: Laufstärke und Präsenz zeigen. Obwohl Kramer ein absoluter Neuling bei internationalen Fußballbegegnungen ist, genießt er bei Bundestrainer Joachim Löw hohes Vertrauen – auch weil er absolut fit erscheint. Das kann er nicht: Tore schießen und mit Länderspielerfahrung glänzen. Er gilt als unerfahren, und an ihm haftet bisweilen der Ruf, lediglich eine Notlösung auf der Sechs zu sein. (gha)

Mesut Özil, 25, FC Arsenal, 55 LänderspieleDas kann er: Das Spiel lenken. Den Ball streicheln. Den Gegner austricksen. Pässe spielen. Er schlendert oft über den Platz, um im entscheidenden Moment plötzlich das Tempo zu erhöhen. Das kann er nicht: Tore schießen. Für einen Offensiven geht von ihm zu wenig Gefahr aus. Özil beißt und kämpft nicht. Und noch etwas kann er nicht: Die Nationalhymne singen. Das aber spricht für ihn. (dzy)

Julian Draxler, 20, Schalke, 11 LänderspieleDas kann er: Schnell rennen. Und sehr ordentlich schießen – und zwar mit beiden Füßen. Seine Übersteiger sehen aus, wie aus dem Lehrbuch abgepaust. Das kann er nicht: Wenn er schießt, dürfte er noch häufiger treffen. Zwei Tore in der abgelaufenen Spielzeit sind kein Pfund, mit dem er in den Startelf-Bewerbungsunterlagen wuchern kann. Seine Zweikampfstärke könnte auch ausgeprägter sein. (jut)

Miroslav Klose, 36, Lazio Rom, 132 LänderspieleDas kann er: Übersicht behalten und Bälle reinknipsen. Dieser Miro ist von unschätzbarem Wert. Weil er seine Ballerina-Allüren hinter gediegen zur Schau getragener Scheu zu verbergen weiß. Und weil er ein fleißiger Arbeiter ist. Das kann er nicht: Mit eleganter Verve den Karren aus dem Dreck ziehen. Und nur selten hat er die eine, die spielentscheidende, funkelnde Idee. (jaf)

André Schürrle, 23, FC Chelsea, 33 LänderspieleDas kann er: Laufen, laufen, laufen. Und in die Mitte ziehen. Vermutlich wird zunächst Lukas Podolski auf links spielen. Das macht aber nichts, Schürrle funktioniert bestens als Joker. Das kann er nicht: Seine Defensivarbeit ist besser geworden, eine Stärke ist sie nicht. Das Gleiche gilt für seine körperliche Verfasstheit. Eine weitere Schwäche: Er twittert ständig, gern auch Herzchen an die Freundin. (dzy)

Toni Kroos, 24, FC Bayern, 44 LänderspieleDas kann er: Vieles an vielen Stellen. Ein Lothar Matthäus bringt einen Toni Kroos sogar als Ersatz für einen Mesut Özil in ein Gespräch. Und das nicht nur, wenn einer der Löw’schen Mittelfeldstars (Götze, Özil) ausfällt. Das kann er nicht: Sich aufdrängen. Kroos macht solide Arbeit. Aber er kann zu viel und drängt sich somit nicht für eine bestimmte Position auf, weil da oft schon einer steht. (mak)

Joachim Löw, 54, 105 Länderspiele (als Trainer)Das kann er: Ruhe ausstrahlen. Man kauft es Joachim Löw ab, dass er vor einem solch bedeutenden Turnier eher Vorfreude denn Nervosität spürt. Das kann er nicht: Autofahren (18 Punkte in Flensburg), Titel gewinnen und auf Entwicklungen während eines Spiels reagieren. Im Halbfinale der EM 2012 schaute er gegen Italien von der Bank aus zu, wie sein Mittelfeldkonzept nicht aufging. (jük)