Küstenschutz
: Das Mehr an Meer

Wer nicht will deichen, der muss weichen, reimte einst der norddeutsche Volksmund – in früheren Jahrhunderten, als es noch begründete Hoffnung gab, mit Erdwällen dem blanken Hans seine Grenzen aufzeigen zu können. Diese Zeiten sind vorbei.

Kommentarvon Sven-Michael Veit

Der Meeresspiegel, daran ist begründeter Zweifel nicht mehr erlaubt, wird steigen. Auch und gerade im Nordatlantik und damit in der Nord- und der Ostsee. Offen ist lediglich noch, wie schnell und wie hoch das Wasser steigen wird.

Die Lösung, bedrohte Gebiete – und damit einen guten Teil Norddeutschlands – rechtzeitig zu räumen, ist unrealistisch. Bleibt als einziges Rezept, die erprobten Abwehrmaßnahmen zu intensivieren: das Wattenmeer verloren zu geben und die Küsten einzumauern. Und Seeblick gibt es nur noch aus dem Strandhotel vom sechsten Stock an aufwärts.

Mit der Bekämpfung der Ursachen hat das alles nichts zu tun. Wie die Katastrophe, die da kommt, allenfalls zu mildern ist, sollte inzwischen bekannt sein: Energie nur noch regenerativ erzeugen, Strom sparen ohne Ende, auf’s Auto verzichten, Fliegen nur im Ausnahmefall, keine Treibhausgase in die Atmosphäre blasen. Dann reicht, mit Chance, das Mehr an Meer nur bis zum Hals, nicht bis Unterkante Oberlippe.

Denn es gibt, auch das weiß des Volkes Mund, nichts Gutes, außer man tut es.