Haft für rassistische Schläger

Das Landgericht verurteilt drei Bauarbeiter, die an der S-Bahn-Station Warschauer Straße einen Kolumbianer verprügelten. Angeklagte bestritten rassistisches Motiv

Es war ein zufälliges Zusammentreffen: Am Nachmittag des 18. Februar 2004 rempelte einer von drei stark alkoholisierten Bauarbeitern einen Kolumbianer auf der Treppe des S-Bahnhofs Warschauer Straße an. „Was soll das?“, rief Hebert A. Als sich niemand bei ihm entschuldigte und Rempler Sandro S. ihm stattdessen „Hast du ein Problem, Neger?“ zubrüllte, zeigte der Farbige ihnen den Mittelfinger: Der Auslöser für eine schwere Schlägerei, die mit rassistischen Sprüchen und verfassungsfeindlichen Symbolen einen neonazistischen Anstrich hatte.

Gestern verkündete das Landgericht die Urteile für die drei Rassisten. Der 25-jährige Sandro S. erhielt zwei Jahre Haft. Da er auf Bewährung war, summierte sich seine Gesamtfreiheitsstrafe auf sechs Jahre. Der 26-jährige Sven B. muss 30 Monate Haft verbüßen. Einzig der 38-jährige Andreas V. erhielt eine 18-monatige Strafe zur Bewährung ausgesprochen. Das verdankt er auch dem Umstand, dass seine letzte Verurteilung sieben Jahre zurückliegt. Alle drei Angeklagten sind wegen Körperverletzung vorbestraft. Ihrem Opfer müssen die drei 9.800 Euro zahlen.

Das Urteil ist der Schlussstrich unter eine sechsmonatige Verhandlung, die wegen eines Arbeitsunfalls eines Angeklagten nach wenigen Verhandlungsterminen noch einmal begonnen werden musste. Dank vieler Zeugenaussagen konnte sich das Gericht ein vollständiges Bild machen: S. und B. sahen den provokativen Stinkefinger, schubsten Hebert A. von der Treppe und schlugen und traten mit ihren schweren Arbeitsschuhen auf den 41-jährigen DJ ein, der seine Tochter von der Schule abholen wollte. Einer der Schläger stand auf der rechten Hand des Liegenden und brach ihm dabei einen Mittelhandknochen. Er war zwei Monate arbeitsunfähig. Der schmächtige Mann rief um Hilfe. Doch Passanten, die eingreifen wollten, wurden vom bulligen Andreas V., der ein T-Shirt der rechtsextremen Band „Landser“ trug, abgehalten.

Die drei Bauarbeiter wollten gerade in eine S-Bahn einsteigen, als zwei Türken den Vorfall bemerkten und die Schläger mit Sprüchen provozierten. Erneut entspann sich eine Schlägerei, dabei stürzten die vier ins Gleisbett. Hier muss Sandro S. auch den Hitlergruß entboten haben, so beschreiben es alle Zeugen. Der Zugverkehr war 30 Minuten lahm gelegt.

Währenddessen stritt Andreas V. mit einem weiteren Zeugen, der sich einmischen wollte. V. wollte dem Mann, den er für einen Homosexuellen hielt, eine Kopfnuss geben, doch die verfehlte ihr Ziel. Später schleuderte er ihn an eine Kioskwand.

Im Prozess gaben die Angeklagten einige Vorwürfe zu, bestritten jedoch die rassistische Motivation. Uta Falck