Der Angefeindete

Peter Dörsam hatte genug von der kommunalen Politik in Tostedt. Zu viel wurde für seinen Geschmack im Hinterzimmer gemauschelt, es gab zu wenig Transparenz und viel zu viele Fehlentscheidungen. Eigentlich wurden nur ein paar Krippenplätze gebraucht. Doch statt die vorhandenen Kindergärten auszubauen, wurde ein ganz neuer gebaut, ohne dass Bedarf an Kita-Plätzen bestanden hätte. Gebaut wurde an einer denkbar unpraktischen Stelle: mitten im historischen Stadtkern. Gekostet hat das knapp zweieinhalb Millionen Euro.

Solche Fehlentscheidungen will der 47-Jährige demnächst vermeiden. Obwohl er seit über 30 Jahren Mitglied der Grünen ist, trat er als Parteiloser an. Er wollte so seine Unabhängigkeit demonstrieren. Es hat geklappt: Mit über 60 Prozent wurde er bei einer Stichwahl zum neuen Bürgermeister gewählt. Im November tritt er sein Amt an.

Auch wenn Dörsam von seinem CDU-Gegenkandidaten nicht ernst genommen wurde – der hatte das Büfett zum Wahlsieg schon im voraus bestellt –, hat dieser trotzdem auf den letzten Metern noch versucht, Stimmung gegen Dörsam zu machen: Eine Genossin der SPD hat knapp 3.500 Euro in eine Anzeige der Lokalzeitung investiert, die am Samstag vor der Wahl erschien.

Auf Dörsams Vorwurf der Hinterzimmerpolitik reagierte die Sozialdemokratin in der Anzeige ungehalten: „So ein Blödsinn und was für eine kindische Unterstellung! Es gibt keine Hinterzimmer: Es handelt sich um ganz normale Räume.“ An anderer Stelle heißt es: „Er hat keine Verantwortung für Familie übernommen, ist Junggeselle, und hat einen Mini-Verlag, den er allein führt. Wenn er erfolgreich unterwegs wäre, würde er seine Selbstständigkeit einfach so aufgeben? Wohl kaum. Das Geld ruft, meine Damen und Herren, die Absicherung lockt.“

Der Rest der Anzeige warb übrigens nicht einmal für einen SPD-Kandidaten, sondern für den Aspiranten der CDU. Die SPD war schon beim ersten Wahldurchgang aus dem Rennen.  FCK