LESERINNENBRIEFE
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Gut angelegtes Geld

■ betr.: „Kinder. Eine Frage der Ehe“ von Heike Haarhoff, taz vom 7. 6. 14

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass die Kosten für ein Kind aus dem Reagenzglas noch viel höher liegen als von Ihnen mit um die 2.000 Euro angegeben. Wir haben zum Beispiel vor knapp zehn Jahren sage und schreibe gute 15.000 Euro vom eigenen Konto (allerdings für mehrere Versuche, was aber die Regel ist) für eine ganz normale Standardbehandlung bezahlt. Natürlich kann man darüber streiten, ob die künstliche Befruchtung von den Krankenkassen und damit über die solidarische Allgemeinheit finanziert werden soll. Aber wenn ja (und das ist ja Stand der Dinge), dann bitte auch für alle Paare und nicht nur für die mit Trauschein. Natürlich ist das Geld letztendlich gut angelegt, aber nur bei Erfolg der ganzen Sache!

Das für die Ärzte lukrative Geschäft mit der Hoffnung der ungewollt kinderlosen Paare ist wieder ein anderes Thema. Gern mehr davon! TANJA COLLMANN, Düsseldorf

Eigentor für die Beherrschten

■ betr.: „taz.brasil“, taz vom 14. 6. 14

Selbst die taz mischt (noch vor dem ersten deutschen Ballkontakt) kräftig mit, wenn es darauf ankommt, ihre Leser in einen Fußballrausch zu versetzen. Warum nur? Sind alle Redakteure und Redakteurinnen freiwillig abgetreten, die einst wussten: „Jedes Tor ist ein Eigentor für die Beherrschten“?

Nun gut, das kann man heute (im Zeichen der allgemeinen Selbstbeherrschung) anders sehen. Trotzdem möchte ich allen noch nicht ganz Fußballverrückten, die (Wieder-)Lektüre eines Buches aus dem Jahre 1970 empfehlen: „Fußballsport als Ideologie“ von Gerhard Vinnai. Es wurde im (schwarz-rot-goldenen) Jahre 2006 mit einem neuen Vorwort wieder aufgelegt. Und es ist heute in mancher (nicht in jeder) Hinsicht aktueller denn je. WALTER GRODE, Hannover

Das ist ein klarer Angriff

■ betr.: „Große Koalition will auch kleine Solaranlagen belasten“, taz vom 13. 6. 14

Hallo, wach! Das ist ein klarer Angriff auf Selbstversorgertendenzen in der Bevölkerung! Demnächst gibt es eine Steuer auch für selbst gezogenes Gemüse – schließlich nutzen auch Pflanzen Sonnenlicht! Beruhigend ist, dass diese Dreistigkeiten verfassungswidrig sind. Beunruhigend ist, dass den Branchen der erneuerbaren Energien bis zu einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts schon ein massiver Schaden zugefügt werden könnte. Ist das beabsichtigt?

SABINE MIEHE, Marburg

Unsere Zukunft wird verspielt

■ betr.: „Große Koalition will auch kleine Solaranlagen belasten“, taz vom 13. 6. 14

Es ist gruselig, wie weit es die Kohle/Nuklearlobby in diesem Lande schon gebracht hat. Nicht das Parlament oder die Regierung bestimmen, was geschieht, es sind allein die Konzerne. SPD und CDU sind längst korrumpiert. Wie sonst ist es zu erklären, dass solche Ideen überhaupt diskutiert werden? Wer solche Vorschläge ernsthaft auf die Tagesordnung setzt, muss sich den Vorwurf der „Steinzeit-Denke“ gefallen lassen, der den Verfechtern der modernen, sauberen Energiegewinnung so gern entgegengeschleudert wird.

Deutschland könnte sich industriell an die Spitze setzen, was erneuerbare Energien angeht, selbst Schwarz-Gelb war da weiter als Gabriel und Kraft. Und Mutti? Die wartet wie immer ab, woher letztlich der Wind bläst, und folgt dann dieser Richtung, um – vielleicht – irgendwo eine Landtagswahl zu gewinnen. An die Zukunft des Landes und schon gar nicht an das Wohlergehen der Menschen denkt dabei von dieser Regierung keiner, nicht ein einziger.

Langfristige Perspektiven? Klimawandel? Luftverpestung? Atommüll? Diese Begriffe werden bei unserer Regierung ersetzt durch: „Kurzfristige Wählergunst“, „geht doch in den Wald“ oder einfach nur „Hä???“. Es ist ultimativ böse, wie hier unsere Zukunft verspielt wird.

FRITZ LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach

Verzweifeltes Rudern

■ betr.: „Der Lobbyist der Woche. Ein Pakt mit dem Teufel“, taz vom 14. 6. 14

Frau Käßmann möchte wieder mit „normalen“ Menschen ins Gespräch kommen oder besser ihnen per Bild-Zeitung predigen. Normale Menschen sind ihr anscheinend verloren gegangen seitdem sie ihr Amt als Ratspräsidentin der Evangelischen Kirche in Deutschland aufgegeben hat. Es ist schon ein etwas verzweifeltes Rudern, nach dem „Nichts ist gut in Afghanistan“ weiter in der Öffentlichkeit zu bleiben.

Ich kann gut verstehen, dass sie das Amt der „Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017“ nicht ausfüllt und sie dies eher notgedrungen als begeistert abarbeitet und die unterschiedlichen Gremien und Tagungen mit ihrem Namen ergötzt. Auch die Vielschreiberei christlicher Alltagsliteratur als weiblicher Peter Hahne schaffte ihr nicht die Basisnähe, die sie für ihre intellektuellen Fähigkeiten braucht.

Sich nun als Kommentatorin in der Bild-Zeitung zu versuchen, ist wohl der Gipfel der Verzweiflung und ein wirkliches Ärgernis für alle, die Margot Käßmann „der frühen Jahre“ kannten.

CHRISTIAN MÜLLER, Berlin