Tropische Mücken werden heimisch

KLIMAWANDEL Neue Arten haben sich in Deutschland etabliert – darunter auch die Überträger gefährlicher Krankheiten

GREIFSWALD/INSEL RIEMS dpa | Die in Deutschland beheimatete Gemeine Hausmücke (Culex pipiens) hat Konkurrenz aus Asien bekommen. „Die Asiatische Buschmücke hat sich inzwischen in Deutschland etabliert. Wir sind uns sicher, dass sie hier überwintert“, sagt der Insektenforscher Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Ostseeinsel Riems. Erstmals war die Asiatische Buschmücke 2008 in Süddeutschland entdeckt worden, später vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Auch in diesem Jahr konnten die FLI-Wissenschaftler das Insekt in Nordrhein-Westfalen nachweisen.

West-Nil-Fieber am Rhein?

Unter den 50 heimischen Arten wurde Aedes japonicus – so ihr lateinischer Name – als erste einst exotische Stechmückenart in den Katalog der in Deutschland lebenden Mücken aufgenommen. „Die Bekämpfung der Buschmücke macht keinen Sinn mehr, sie hat sich zu weit in Deutschland ausgebreitet“, sagt Kampen. Die Mücke mit den geringelten Mustern an den Beinen kann möglicherweise bislang in Deutschland nicht auftretende Krankheiten wie das West-Nil-Fieber, das Dengue-Fieber oder das Chikungunya-Fieber übertragen. Diese Erkrankungen sind gefährlich für den Menschen.

Mit dem Klimawandel und dem globalisierten Handel dringen immer mehr Exoten-Mücken nach Mitteleuropa vor. Auch die aggressive Asiatische Tigermücke wurde in Deutschland gesichtet. Dass sie sich ebenso wie die Asiatische Buschmücke in Deutschland etablieren wird, ist für die Forscher nur eine Frage der Zeit. Angesichts wärmerer Temperaturen könnten aber auch heimische Mückenarten Überträger bislang hier nicht bekannter Krankheitserreger werden, sagt Stefanie Becker, Leiterin des FLI-Instituts für Infektionsmedizin.

Dass Mücken Krankheiten übertragen, spricht für die Gewieftheit bestimmter Erreger. „Es ist schlau von dem Virus, mit den Mücken einen Zwischenwirt zu haben, der selbst nicht erkrankt“, sagt Becker. Schon lange gibt es in Europa Viren, die durch heimische Stechmücken auf den Menschen übertragen werden, darunter das Sindbis-Virus, das Tahyna-Virus oder das Batai-Virus. Diese Infektionen sind in der Regel nicht schwerwiegend und gehen meist mit leichten Symptomen einer Sommergrippe einher.