Dönerfleisch verwirrt Behörden

Berlins größter Hersteller von Dönerspießen wehrt sich gegen den Vorwurf, altes Fleisch gelagert zu haben. Wegen der vielen Skandale spricht die Senatsverwaltung von „kriminellen Machenschaften“

Von DOMINIK SCHOTTNER

Der Dönerfabrikant Remzi Kaplan kämpft um seinen Ruf. Kaplan wehrt sich gegen Medienberichte, laut denen aus seinem Lager fünf Tonnen möglicherweise verunreinigtes Kalbfleisch von Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) abtransportiert wurden. „Bei der Durchsuchung der Geschäftsräume wurde nicht ein Gramm Fleisch mitgenommen“, sagte sein Anwalt Günther Behrendt der taz. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jürgen Just, bestätigte das: „Da haben wohl einige was falsch verstanden. Das Fleisch wurde nicht rausgetragen, sondern nur beschlagnahmt.“ Am Mittwoch hatte Just noch von einer Beschlagnahmung gesprochen und damit suggeriert, man habe das Fleisch mitgenommen. „Die Justiz hat aber keine Kühlhäuser.“

Der Sprecher sagte, das Vorgehen der Beamten des LKA sei dem eines Gerichtsvollziehers ähnlich: „Auf dem Fleisch ist im Prinzip so ein Pfandsiegel drauf.“ So sei klar, dass es nicht weiterverarbeitet werden dürfe, bis feststeht, ob das Fleisch verunreinigt ist oder nicht. Birol Kaplan, Sohn des Firmengründers, kritisierte die Darstellung einiger Medien, wonach es „eine Art Razzia gegeben hat. Das stimmt nicht.“ Das beschlagnahmte Fleisch habe man „zur Seite gepackt“. Es werde vorerst nicht weiterverwendet. In den Kühlzellen Kaplans werden nach Angaben seines Anwalts rund fünf Tonnen bereits zu Döner verarbeitetes wie auch frisches Fleisch durch den richterlichen Beschluss zurückgehalten.

Die in der Sache ermittelnde Staatsanwältin Fournes widersprach einem Schreiben des Kaplan-Anwalts Behrendt vom Mittwoch, das der taz vorliegt. Darin heißt es, Fournes und eine Amtstierärztin hätten Kaplan telefonisch versichert, es gebe keinen Grund für die Behauptung, dass Fleisch beschlagnahmt worden sei.

Den offenkundigen Widerspruch zwischen ihren Aussagen vom Mittwoch und Donnerstag erklärte Fournes so: „Die Sachlage von heute muss nicht die von gestern sein.“ Die Amtstierärztin war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen. Einer ihrer Kollegen, der offenbar mit dem Fall vertraut ist, sagte der taz: „Gestern hat es keine Beschlagnahmung gegeben.“ Auch das widerspricht der Darstellung der Staatsanwaltschaft.

Sicher ist: Das LKA hat bei der Durchsuchung von Kaplans Büro 25 Schriftstücke mitgenommen. „Die haben wir freiwillig rausgegeben“, sagte Birol Kaplan. Die Firma Kaplan habe nichts zu verbergen. „Bei uns ist jeden Tag ‚Tag der offenen Tür‘. Sogar der türkische Premier Erdogan war schon da.“

Eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung erklärte, Teile der Fleischindustrie seien in „kriminelle Machenschaften“ verwickelt. Daran könne auch das geplante Referat für Verbraucherschutz nichts ändern, das die neue Senatorin Katrin Lompscher (PDS) angekündigt hat. Wohl könne es aber dafür sorgen, dass die betroffenen Behörden besser miteinander kommunizieren, damit letztlich die Verbraucher keinen Schaden hätten. Remzi Kaplan will mit einem Gütesiegel für Döner dazu beitragen, gutes von schlechtem Fleisch zu trennen. Ein entsprechender Antrag liegt beim Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichen.