Spaltung am Gabentisch

Der Graben zwischen den Volksgruppen in Belgien wird immer tiefer: Jetzt spaltet auch das Weihnachtsmenü

Wie tief der Graben zwischen den belgischen Volksgruppen wirklich ist, will eine Supermarktkette herausgefunden haben: Wallonen und Flamen sollen demnach völlig verschiedene Weihnachtsessgewohnheiten an den Tag legen. Eher deftig werde in Flandern aufgetischt: Suppe, Fleischfondue und ein seltsamer Weihnachtskuchen in Form eines Holzscheits stünden auf dem Speiseplan. Ganz anders bei den frankophilen Wallonen: Dort dürften weder Käse und Eistorte noch die Foie gras, die Stopfleber, fehlen.

Letzte Woche sorgte eine Fake-Doku des belgischen Fernsehens über die Spaltung der Nation für Wirbel. Der TV-Nachrichtenchef verglich die Situation im Land mit dem Warten auf den großen Knall. Die Supermarkt-Umfrage gießt nun neues Öl ins Feuer. Plötzlich soll auch noch das Fest der Liebe die Nation spalten?

„Flamen und Wallonen unterscheiden sich vielleicht in anderen Dingen, aber kaum in Sachen Gastronomie“, beschwichtigt der Botschafter Belgiens in Berlin, Mark Geleyn. Belgien habe eine reiche, gute Küche“, schwärmt er, und die Bewohner „lieben das gute Essen“. Die Pralinen seien süßer, die Desserts reichhaltiger als in Deutschland. So weit, so gut – aber gibt es Differenzen? „Nur beim Wein“, so Geleyn. Wallonen würden wegen der geografischen Nähe zum Weinanbaugebiet traditionell Burgunder trinken. Flamen seien wiederum dem Bordeaux zugeneigt: Dieser kam einst über den Seeweg ins Küstenland.ROMAN SCHMIDSEDER