Vergangene Technik

KUNST Der Filmabend „Optical Sound – Lost and Found“ besteht aus Kurzfilmen, in denen die Töne sichtbar werden. Gezeigt werden sie im Bremer City 46

Der Klang ist zwar wichtig im Film, wirkt oft aber unterschwellig. Man weiß meist, was man sieht, aber oft nicht, was man hört. Die Töne dienen den Bildern – aber was wäre, wenn dieses Verhältnis einmal umgekehrt würde? Mit dieser Fragestellung hat Christine Rüffert ihr Programm mit experimentellen Kurzfilmen kuratiert. Seit zwanzig Jahren veranstaltet sie die Veranstaltungsreihe „Film:Art“, in der sie Werke an der Schnittstelle zwischen dem Kino und bildender Kunst vorstellt. Im Programm „Optical Sound“ werden fünf Kurzfilme gezeigt, in denen die Töne sichtbar werden.

In „Optical Sound“ von Mika Taanila werden die Bilder nachsynchronisiert: Die Basis des Films bildet die „Sinfonie 2 für 12 Nadeldrucker“ von „The User“. Die Instrumente sind ausschließlich Nadeldrucker, und in dem Film werden nun möglichst taktgenau Aufnahmen von den Arbeitsabläufen dieser Maschinen gezeigt.

Antiquierte Medientechnik spielt auch in „Lost Sound“ von John Smith die Hauptrolle. Dieser hat in den späten 90er-Jahren in englischen Stadtvierteln nach Resten von Musikkassetten gesucht, die als brauner Bandsalat durch die Straßen geweht wurden. Zu diesen Bildern spielt er Straßengeräusche, aber auch die kaum noch erkennbaren Musikfragmente ein, die auf diesen Magnetbändern aufgenommen wurden. Das wirkt wie eine Klagegesang über die Vergänglichkeit der Popkultur.

Mit gefundenen Tonbändern arbeitete auch Jonathan Rattner in „end, end,end“. Auf diesen Bändern hat der Nutzer immer die letzten Reste nach den eigentlichen Aufnahmen mit solchen Ansagen wie eben „end, end, end“ markiert. Zusammengeschnitten klingen sie wie dadaistische Klangpoeme, die noch absurder wirken, wenn sie mit Naturaufnahmen von wiederkäuenden Kühen bebildert werden.

Anders als die übrigen Filme im Programm wirkt „Hacked circuit“ von Deborah Stratman irreführend kunstlos. Der Film besteht aus einer ungeschnittenen Kamerafahrt durch das Studio eines Geräuschemachers, der bei seiner Arbeit bei der Vertonung der letzten Szene des Films „The Conversation“ von Francis Ford Coppola gezeigt wird.

In „The Conversation“ zerstört Gene Hackman systematisch seine eigene Wohnung, weil er weiß, dass er dort abgehört wird. Der Geräuschemacher muss also zersplitterndes Holz und Hammerschläge hörbar machen. Es handelt sich also um eine interessante Kurzdokumentation, bei der eines der unbekannten Gewerke der Filmindustrie vorgestellt wird. Aber gibt es da nicht eine interessante Spiegelung zwischen abhören und hörbar machen?

Zum Ende des Programms gibt es einen zweiten Film mit dem Titel „Optical Sounds“. Hier haben Elke Groen und Christian Neubauer Tontestaufnahmen aneinander montiert, mit denen die Vorführer einst in den Kinos die analogen Projektoren auf den Lichtton einstellen konnten. Auch dies ist also eine Hommage an eine vergangene Medientechnik.  HIP

„Optical Sound“: 25. Juni, 20.30 Uhr, City 46, Bremen