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betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Die Spielzeit geht zur Neige, da kommen traditionell die Laienspielclubs der Theater mit ihren Produktionen zum Zuge. Die jungen Leute von P14 in der Volksbühne zum Beispiel, die im 3. Stock des Hauses am Rosa-Luxemburg-Platz ihre sommerliche Stückentwicklung „Der Wohnwagen“ zur Premiere bringen werden. „Es wird Bier aufgewischt | Mädchen angestarrt | Verse gedichtet | geohrfeigt, | gefuchst, gehofft | amerikanischer Coffee getrunken | gesessen, gespendet | Tränen weggewischt | italienischer Café getrunken | Mut verloren | Jungen angestarrt“ dichtet verheißungsvoll die Vorankündigung (Volksbühne: „Der Wohnwagen“, 19., 21. und 24. 6. , jeweils 19 Uhr).

Im Gorki Theater gibt es dafür einen Ü55-Theaterclub, der den schönen Namen „Golden Gorkis“ trägt. Passend dazu wurde die Spielzeitproduktion „Golden Love“ überschrieben. Darin gehen sie den hochsommerlichen Fragen nach, ob und wie das Älterwerden die Liebe verändert, was Verliebtsein im Alter bedeutet, oder wie Sex mit 66 geht (Gorki Theater, Studio X: „Golden Love“, 21. 6., 20.30 Uhr).

In der Schaubude an der Greifswalder Straße gibt in dieser Woche die „Tage der Hochschule“. Studierende der Abteilung Puppenspielkunst der Ernst-Busch-Schule zeigen dann, was sie im zu Ende gehenden Studienjahr erarbeitet haben. Eröffnet wird am 19. 6. mit dem Projekt „I’m a Cyborg and maybe it’s okay“ (Schaubude: „Tage der Hochschule“, 19.–24. 6. Alle Infos: www.schaubude-berlin.de).

Großkunst wird zum Spielzeitende in Berlin natürlich auch noch einmal aufgefahren: zum Beispiel in der Staatsoper im Schiller-Theater, wo im Kontext des Festivals für Neue Musik „Infektion!“ Samuel Becketts und Morton Feldmanns 1976 uraufgeführte Oper „Footfalls/Neither“ Premiere hat – ein klassisches Beckett-Endspiel, könnte man sagen. Das Libretto hat nur 87 Wörter und befasst sich mit zwei alten Frauen, Mutter und Tochter, die ohne Kontakt zur Außenwelt in einer Dachwohnung leben. Dort hört die 90-jährige Mutter stets nur die Tritte (Footsfalls) der auch schon sehr alten Tochter. Ideales Material für die Stoffseziererin Katie Mitchell, die Regie führen wird. (Staatsoper: „Footfalls/Neither“, Premiere 22. 6. 19.30 Uhr).

Und Großkunst macht selbstverständlich auch René Pollesch, der sich gerne mit letzten Dingen wie der Liebe oder dem Kapitalismus befasst. Nun sind die allerletzten Dinge dran: der Glaube, Gott und das Christentum. „Cruel to be kind“ ist die Angelegenheit gnostisch betitelt. Na, wenn das kein zünftiges Sommertheater ist (Volksbühne: „Cruel to be kind“, Premiere 25. 6., 19.30 Uhr).

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