Endlich angekommen

Liliya Witt ist glücklich – die Zeit des Zitterns ist vorbei. Die 20-jährige Russin kann bei ihrer Familie in Lübeck bleiben. Am Mittwoch hat Witt einen Brief von Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner (SPD) bekommen. „Er hat die Lübecker Ausländerbehörde angewiesen, mir einen Aufenthaltstitel auszustellen“, berichtet sie der taz. Glücklich ist auch der Lübecker grüne Innensenator Bernd Möller. Wegen der geplanten Abschiebung war er seit Monaten medialer Kritik ausgesetzt – die ihm unterstellte Ausländerbehörde beharrte auf eine Ausweisung nach Russland.

Witt war 2005 bei ihrer Oma in Russland zurückgeblieben, als ihre Mutter heiratete und zu Wolfgang Witt nach Lübeck zog. Als die Großmutter starb, wollte die Familie die damals 15-Jährige nach Lübeck holen, doch die Ausländerbehörde verwehrte ihr ein Nachzugsrecht. Mit 18 Jahren reiste Liliya mit einem Visum nach Deutschland ein. Ihr Stiefvater adoptierte sie. Doch laut Ausländerbehörde gab es für sie kein Aufenthaltsrecht, Familienzusammenführung könne nicht geltend gemacht werden, weil Witt volljährig sei.

Die Lübecker SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriele Hiller-Ohm stellte eine Petition an die Kieler Härtefallkommission. Auch die Bürgerschaftsfraktion der Grünen forderte ein Bleiberecht. „Ich habe keine Wohnung und keine Verwandten und keinen Beruf in Russland“, schrieb Liliya der Härtefallkommission. Selbst Möller wandte sich an die Kommission: „Ich habe in diesem langen Verfahren lernen müssen, dass bestimmte sehr besonders gelagerte Fälle weder mit dem deutschen Ausländerrecht noch durch Ermessenshandlungen der zuständigen Behörden zu regeln sind.“

Möller wünscht Witt „nun ein glückliches Leben in Selbstbestimmung und bei guter Gesundheit in unserer Stadt und unserem Land“. Und Liliya Witt mailte prompt zurück. „Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Innensenator mit ganzem Herzen dafür, dass Sie sich persönlich für mich bei der Härtefallkommission eingesetzt haben.“ KVA