Gekämpft und verloren

BASKETBALL Alba Berlin verliert gegen Bayern München und verspielt damit die Meisterschaft

„Wir haben diese Saison über den Erwartungen gespielt“

ALBA-TRAINER SASA OBRADOVIC

Gellende Pfiffe hallen am Mittwochabend durch die Arena am Ostbahnhof als der neue deutsche Basketballmeister Bayern München gekürt wurde. Die Gäste hatten zuvor durch einen 75:62-Erfolg über Alba Berlin die Finalserie mit 3:1-Siegen für sich entschieden. Viele der gut 13.400 Zuschauer in der Halle fiel es schwer, die Bayern ausgerechnet in Berlin jubeln zu sehen. Zu viel hatte sich in dieser Saison abseits des Parketts zwischen beiden Vereinen abgespielt. Verbale Scharmützel zogen sich über die ganze Saison.

„Die Gepflogenheiten haben sich verändert“, resümiert Alba-Manager Marco Baldi. Bayern-Trainer Svetislav Pesic hatte ihm zuvor vorgeworfen, als Liga-Präsidiumsmitglied Einfluss auf die Schiedsrichteransetzung genommen zu haben – und legte ihm den Rücktritt nah. Baldi wollte sich dazu nicht äußern. „Auf dieses Niveau begebe ich mich nicht“, erklärt er. Ein klärendes Gespräch mit Pesic schloss er aber nicht aus.

Die harten Worte verwundern ein wenig, denn Pesic führte gemeinsam mit Baldi Alba einst an die Bundesligaspitze. In sieben Jahren holte er vier Meisterschaften. Die Berliner Fans quittierten seine verbalen Entgleisungen mit einem lauten Pfeifkonzert. Die gemeinsame Vergangenheit scheint eher zu trennen als zu verbinden.

Neben dem ehemaligen Alba-Trainer haben auch fünf Spieler im Bayern-Team eine Berliner Vergangenheit. Einer von ihnen ist der einstige Publikumsliebling Heiko Schaffartzik. Den Wechsel hat man ihm nicht verziehen: Bei jedem Ballkontakt wurde er ausgepfiffen. Als er am Mittwoch kurz vor Spielende ausgewechselt wurde, verneigte er sich provokant vor dem Publikum. Es scheint, dass sich innerhalb von knapp zwei Jahren eine gnadenlose Rivalität zwischen den Klubs aufgebaut hat.

Deshalb fiel es manchem Alba-Akteur schwer, den Bayern den Titel zu gönnen. Sportlich flatterten am Ende die Nerven. Viele offene Würfe fanden am Mittwoch nicht den Weg in den Korb. Trotz großem Kampf. „Wir sind in solchen Situationen noch völlig unerfahren“, findet Baldi.

Und doch ist man stolz auf eine famose Saison. Den Pokalsieg in der Bundesliga im März und den Einzug ins Meisterschaftsfinale hatte vor der Saison dem komplett neu zusammengestellten Team niemand zugetraut. „Wir haben über den Erwartungen gespielt“, so Trainer Sasa Obradovic. Und leider am Ende doch verloren. NICOLAS SOWA