Neues vom Wrangelkiez
: Jetzt aber los, Jungs!

Der Aufruhr hat sich gelohnt: 64 Ausbildungsplätze will die neue Friedrichshain-Kreuzberger Jugendstadträtin Monika Herrmann (Grüne) gezielt den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Wrangelkiez anbieten. Die hatten die öffentliche Aufmerksamkeit nach einem umstrittenen Polizeieinsatz, bei dem aufgebrachte Anwohner die Festnahme zweier Jugendlicher zu verhindern versucht hatten, dazu genutzt, auf ihre hoffnungslose Lage aufmerksam zu machen. Nun bekommen einige von ihnen die Chance, ihre Lebenssituation tatsächlich zu verändern.

Kommentarvon Alke Wierth

Die Latte liegt dabei niedrig: Offen sind die Stellen auch für Bewerber, die keinen Schulabschluss oder bereits abgebrochene Ausbildungen hinter sich haben. Und auch wer unterwegs die Nerven verliert, soll nicht ganz leer ausgehen: Die in Module aufgeteilte Ausbildung kann später wieder aufgenommen werden. Damit stehen die Türen auch denjenigen offen, die für Bewerbungen auf dem 1. Arbeitsmarkt kein Papier und kein Porto mehr verschwenden müssen.

Damit ist die Reihe nun wieder an den jungen Männern (und Frauen) aus dem Wrangelkiez. Klug und mit gutem Recht haben sie den Aufruhr um ihren Kiez genutzt, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie keineswegs nur die jungen Wilden sind, als die sie in den Medien gern vorgeführt werden. Jetzt können und jetzt sollten sie zeigen, wie ernst es ihnen damit ist, ihrer trost- und chancenlosen Lage zu entkommen. Denn eines ist sicher: Jede der 64 Stellen, die keinen Bewerber findet, wird Wasser auf die Mühlen derjenigen gießen, die Maßnahmen wie die der grünen Stadträtin für vergebliche Liebesmühe halten und stattdessen nach mehr Druck und Sanktionen rufen. Also: Haydi bakalim! Jetzt aber los!