verpasst? – nicht verpassen!
: Der Sänger der Rocky Mountains

„Zimmer frei“ (WDR, 24. 12.)Natürlich haben sich bei „Zimmer frei“, diesem Juwel unter den WDR-Sendungen, schon ganz andere der Selbstironie hingegeben. Beziehungsweise sich auf allerliebenswerteste Art und Weise zum Affen gemacht. Unvergessen der Auftritt von Ulrich Wickert mit Blümchenbadekappe, aber am Heiligen Abend wurde der Ex-Mr.-Tagesthemen ganz locker vom WDR-Intendanten Fritz Pleitgen getoppt.

Denn der sonst eher steife „Chef“ (Alsmann zu Fritz P.), der im Januar die WDR-Geschäfte an seine Nachfolgerin Monika Piel übergibt, kam in einer Lockerheit rüber, die man einem langjährigen EBU-Vorsitzenden nicht immer ansieht. Pleitgen trank brav seinen Wodka, balancierte Blumenvasen auf Therapiescheiben stehend und versuchte auch mal einen Witz: „Ich wünsche mir einen solchen Applaus mal im Presseclub“. – Von wegen, eine Unterhaltungssendung mit Fritz Pleitgen ist von vornherein dem Untergang geweiht.

Was natürlich auch an Christine Wester-, Götz Alsmann und einigen anderen prominenten Chargen lag: Nikolaus Brender, früher beim WDR, heute ZDF-Chefredakteur und angeblich Pleitgens Lieblingskandidat für die Nachfolge als Intendant, brillierte als ultimativer Lobhudler (Noch heißt es „The Ritz“, aber es ist noch nicht fertig, da fehlt noch ein Buchstabe“). Aber das war gar nichts gegen den Schlussakt mit Russenmütze. Ja, der WDR-Intendant intonierte das unsterbliche „Kalinka“ und trat damit den Beweis an, auf den wir schon immer gewartet haben: Es gibt Menschen, die singen noch schlechter als Christine Westermann.

Doch zum Glück ist Pleitgen in erster Linie Journalist, Korrespondent, genauer gesagt. Hat quasi den Intendantenjob ja auch nur aus Pflichtgefühl gemacht (auch wenn es zwischendurch so aussah, als reiche dieses Pflichtgefühl noch für eine weitere Amtszeit). Und dreht jetzt weiter Filme. Zusammen mit Klaus Bednarz und Gerd Ruge hat er sich durch die Rocky Mountains gefräst. Heute (21.45 Uhr, ARD) tourt zuerst Bednarz durch die nördlichsten Gipfel, Pleitgen selbst ist morgen im ehemals Wilden Westen unterwegs. STG