FELIX ZIMMERMANN WURST IST MEIN GEMÜSE
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Mitunter haben Produkte, die wir hier nur im äußersten Notfall essen würden, irgendwo anders auf der Welt einen legendären Ruf. Bockwürstchen im Glas etwa, Frankfurter also, die, solange sie nicht verzehrt werden, in einer in jeder Hinsicht unschönen Flüssigkeit baden müssen.

Als ich eine Zeit lang in Madrid lebte, veranstaltete die Kaufhauskette „El Corte Inglés“ mal eine „Feria Alemana“, eine „Deutsche Messe“. Mit Hering in Tomatensoße in Dose, Bier in Flaschen, Würstchen in Wasser im Glas. Die „Salchicha cocida tipo Frankfurt“ war begehrt. Ob diese Begeisterung aus der Liebe zu deutschen Autos abgeleitet wird?

Meine Wohnung am Retiro-Park mitten in der Stadt bekam ich jedenfalls nur, weil der Vermieter meinte, dieser Deutsche würde sicher pünktlich zahlen, weil die Deutschen so zuverlässige Autos bauen. Wahrscheinlich dachte er auch: Und erst diese Würstchen! Die Kausalkette Miete-Auto-Wurst mag weit hergeholt sein, aber ein armer Mexikaner hatte das Nachsehen bei der Wohnungssuche.

Dabei konnte er nichts dafür, dass es in seinem Land keine tollen Autos und Würste gibt – wobei ich mir da gar nicht so sicher bin, hierzulande kennen wir ja als mexikanisches Essen nur merkwürdiges Tex-Mex-Zeugs, vermutlich ist die Tortilla mit Bohnenmus die mexikanische Bockwurst im Glas. Und natürlich konnte er auch nichts dafür, dass es hier Autokonzerne gibt.

Nun ja, ungerecht ist das Leben, was aber als Erkenntnis dieser letzten Wurstkolumne nicht bleiben darf. Deshalb: Es gibt in Spanien sehr leckere Würste. Wer mal zu einer barbacoa eingeladen wird, einem Grillfest: Es wird sicher Morcilla de Burgos geben, Blutwurst auf Burgosart. Fleisch mit Reis im Darm, gegrillt. Meilenweit besser als Wurst tipo Frankfurt aus dem Glas. Also: Kopf hoch, Spanien!

Das war die letzte Folge der sonntaz-Wurstkolumne. Weiter geht‘s an diesem Platz mit radikalen Weinen und seltsamem Essen