vor ort
: KLAUS JANSEN über die überraschende Rückkehr der Krefeld Pinguine in ihr altes Zuhause

Es ist ein Revival. Zurück in die Zeit, als Eishockey noch in ganz normalen Hallen gespielt wurde und nicht in Domes, Arenen – oder eben Palästen. Und irgendwie sind sie in Krefeld überhaupt nicht traurig darüber, dass die Bundesliga-Mannschaft der Pinguine ihr Zuhause räumen musste. „Die Rheinlandhalle liegt ja direkt auf der anderen Straßenseite. Und die Stimmung da drüben ist eh besser“, sagt Alexander Morel. Besser als im König-Palast, meint er. Und das sagt er nicht als Fan, sondern als Pressesprecher der Krefeld Pinguine.

Seit kurz vor Weihnachten sind die Pinguine aus ihrer gerade mal zwei Jahre alten Spielstätte verbannt. Gestank hatte sie vertrieben, beißend und giftig: Ammoniak. „Ammoniak wirkt stark alkalisch auf Augen- und Rachenschleimhäute. Inhalation führt je nach Konzentration zu Husten, Übelkeit, Brechreiz und Kopfschmerzen. Bei Inhalation großer Mengen besteht Lebensgefahr,“ heißt es in einem gängigen Chemielexikon über das Gas, das vor rund einer Woche aus dem Kühlsystem des König-Palastes ausgetreten war. „Zum Glück wurde das direkt bemerkt“, sagt Morel. „Es war kurz vor dem Training, Mannschaft und Mitarbeiter mussten natürlich sofort raus.“

Auf eine Rückkehr in die knapp 8.200 Plätze große Multifunktionsarena müssen die Pinguine nun warten. „Das kann dauern“, heißt es im Krefelder Rathaus. Die nächsten beiden Heimspiele gegen die Hannover Scorpions und die Düsseldorfer Metro Stars finden auf jeden Fall in der Rheinlandhalle statt.

Denn im König-Palast ist erst einmal ein Sachverständiger des Landesumweltamtes am Werk, der die Ursache des stinkenden Zwischenfalls prüfen soll. Sein erstes Ergebnis: Die Kühlleitung wurde angepiekst. Beim Säubern der Metallhülse, in der bei Eishockey-Spielen die Tore eingelassen werden, muss ein Mitarbeiter mit dem Bohrer zu weit vorgedrungen sein. Nun muss geprüft werden, ob die Torhülse richtig positioniert und ob die Leitung korrekt verlegt wurde. In der zweiten Januarwoche soll ein Gutachten vorliegen.

„Verwinkelt, verbaut, verschimmelt, abbruchreif“ – mit diesen Adjektiven beschreibt der Hallenführer hockeyguide.com die Rheinlandhalle. Gleichzeitig wird dem Ersatzdomizil der Pinguine eine „Riesenstimmung“ bestätigt. „Es ist enger und lauter“, sagt Vereinssprecher Morel. Genutzt hat es den Krefeldern bis jetzt allerdings nichts: Ihr erstes Spiel an neuer alter Stätte verloren der Meister des Jahres 2003 nach Penaltyschießen gegen den Tabellenletzten Füchse Duisburg, am zweiten Weihnachtstag gab es ein 3:4 gegen den Tabellenführer Adler Mannheim. Die Play-Offs sind gefährdet. Immerhin: Gegen Duisburg kamen 4.000, gegen Mannheim sogar 5.700 Besucher. Auch der König-Palast war in der vergangenen Zeit selten ausverkauft.

Große finanzielle Einbußen haben die Pinguine durch den Umzug deshalb nicht zu verzeichnen. Nur die Sponsoren machen Alexander Morel ein wenig Sorgen. Denn die könnten sich beschweren: „Deren Werbebanden hängen jetzt in der falschen Arena.“