Polnische Unternehmer sollen zupacken

Wirtschaftssenator Harald Wolf und die Marketinggesellschaft Berlin-Partner wollen polnische Unternehmer nach Berlin holen. Sie werben mit niedrigen Kosten und hohen Fördermitteln. Im Gegenzug sollen die Polen dauerhaft Arbeitsplätze schaffen

von UWE RADA

Was macht man, wenn die Karre im Dreck steckt? Man sucht welche, die sie da rausziehen. Ganz nach diesem Motto gehen Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) und die Marketinggesellschaft Berlin-Partner seit kurzem in Polen auf Werbetour. Ihr Angebot: jede Menge Fördermittel für polnische Unternehmer, die sich in der Hauptstadt niederlassen und dort Jobs schaffen.

Auftakt der neuen Werbekampagne war eine Präsentation von Berlin-Partner Anfang Dezember in Warschau. Dabei sollten die mehr als 120 Unternehmer aus Polens Hauptstadt nicht nur vom kulturellen Angebot in Berlin überzeugt werden, sondern auch von den Fördermöglichkeiten für Investoren, sagte der Sprecher von Berlin-Partner, Christoph Lang. „Viele polnische Unternehmer wissen nicht, dass es für sie die gleichen Fördermöglichkeiten gibt wie auch für Investoren aus Westeuropa.“

Das soll sich ändern. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsverwaltung, der Wirtschaftsförderung Berlin und den Arbeitsagenturen will Berlin-Partner vor allem das „Business Recruiting Package“ in Polen bekannt machen. Dabei wirbt Berlin mit „besonderen Förderungen“, unter anderem einem Qualifizierungszuschuss von bis zu 10.000 Euro bei der Anstellung von Arbeitslosen sowie Trainingsmaßnahmen und Eingliederungszuschüssen. Einzige Bedingung, so Lang: „Es müssen dauerhaft sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen werden.“ Die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza witzelte deshalb schon: „Berlin an Polen: Gebt uns Arbeit“.

Bei einigen Unternehmern aus dem Nachbarland ist die Botschaft angekommen. Marcin Godlewski zum Beispiel, Chef der Firma Druckon Etiketten, lobt, dass die Investorenbetreuung in Berlin mittlerweile schneller als in Polen sei. „Als Gegenleistung für die Arbeitsplätze haben wir von der Investitionsbank 20 Prozent unserer Kosten für Büros und Computer erstattet bekommen. Die ganze Prozedur hat nicht einmal einen Monat gedauert.“ Die Breslauer Firma produziert in der Charlottenburger Helmholtzstraße vor allem Etiketten und beschäftigt zwei deutsche Mitarbeiter.

Doch nicht nur mit Fördermitteln sollen polnische Firmen den Berliner Karren aus dem Dreck ziehen. „Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Städten ist das Preisniveau in Berlin bis zu 20 Prozent günstiger“, freut sich Dorota Thiel-Jankiewicz. Sie berät bei Berlin-Partner polnische Unternehmer in ihrer Muttersprache. Ihre Botschaft: Berlin ist der beste Ort für polnische Unternehmer, um den westeuropäischen Markt zu erobern.

Einer, den die niedrigen Berliner Kosten überzeugt haben, ist Marcin Maleńczyk. Der Inhaber des Warschauer Cafés „Cofee Karma“ eröffnet demnächst auch eine Filiale in Berlin. „Die Mieten sind hier halb so teuer wie in Warschau“, sagt er. Deshalb sind für ihn auch die höheren Lohnkosten kein Problem. „Insgesamt rechnet es sich.“

Eine, die schon lange in Polen und Berlin tätig ist, ist die Unternehmerin Solange Olszewska. Die Erfolgsgeschichte ihres Busunternehmens Solaris begann in den Achtzigerjahren in Spandau. Dort übernahmen sie und ihr Mann die Firma Neoplan. Inzwischen fahren schon 155 Busse von Solaris im Dienst der BVG. Vom Standort Berlin sagt Olszewska: „Wir haben hier hervorragende Mitarbeiter für wirklich nicht viel Geld.“