pressekonzentration
: Luxusgut Zweitzeitung

Der Trend in Nordrhein-Westfalen geht gegen die Zweitzeitung. Immer mehr Bürger können sich nur noch aus einer Zeitung über das Geschehen vor Ort informieren. Das ist das Ergebnis eines wenig beachteten schleichenden, aber scheinbar unaufhaltsamen Konzentrationsprozesses. Beispiele lassen sich viele finden: Im September ist die Buersche Zeitung, die letzte Stadtteilzeitung in NRW, von ihren Redakteuren symbolisch zu Grabe getragen worden. Der Verlag M. DuMont Schauberg (Kölner Stadt-Anzeiger) kündigte die Einstellung des im handlichen Tabloid-Format erscheinenden Direkt ein – und die Westdeutsche Allgemeine Zeitung will im neuen Jahr sieben Lokalteile im Kreis Recklinghausen durch einen Regionalteil ersetzen. Lokalberichterstattung aus der Ferne als neuer Trend.

KOMMENTAR VON KATHARINA HEIMEIER

Für die Verlage mag das wirtschaftlich sinnvoll sein. Nur eine hohe Auflage garantiert die dicken Anzeigen. Eine neue Zeitung auf den Markt zu bringen scheint – ökonomisch betrachtet – als geradezu absurd. Für den Leser ist das bitter. Denn wo nur eine Lokalzeitung erscheint, kann Filz blühen und gedeihen. Meinungen von Minderheiten bleiben unberücksichtigt.

Thematisiert wird die Pressekonzentration schon längst nicht mehr, die Zeit der großen Expertendiskussionen ist vorbei. Sicherlich hat sich die Konzentrationsentwicklung im Vergleich zum großen Zeitungssterben in den 1960er und 1970er Jahre verlangsamt. Aber das liegt keineswegs an der Einsicht der Verleger. Es existieren immer weniger Zeitungen, die sich zusammen schließen könnten. Die Verleger in NRW haben ihre Claims gut abgesteckt, so dass das Zeitungmachen für sie auch in einem stagnierenden Markt lukrativ bleibt. Ein Ende der Pressekonzentration ist nicht in Sicht. Dabei täte den Monopol-Gebieten aus Lesersicht eine zweite Stimme gut. Das müsste nicht unbedingt mehr Vielfalt bedeuten, aber die Möglichkeit bestünde immerhin.