Kerry besucht die Kurdenregion

IRAK II Regionalpräsident Barsani sieht wenig Chancen für den Erhalt der Einheit des Landes

ERBIL/GENF afp/ap | Nach seinem Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad ist US-Außenminister John Kerry am Dienstag in der autonomen Kurdenregion des Landes eingetroffen. Er wollte dort politische Vertreter treffen, um angesichts des Vormarschs der Dschihadisten ein Auseinanderbrechen des Iraks zu verhindern. Kurden-Präsident Massud Barsani äußerte sich in einem Interview aber pessimistisch zum Erhalt der Einheit.

„Für das Volk Kurdistans ist die Zeit gekommen, seine eigene Zukunft zu bestimmen, und es ist die Entscheidung des Volks, der wir folgen werden“, sagte Barsani dem US-Fernsehsender CNN. „Der Irak fällt ganz offenkundig ohnehin auseinander, und es ist offensichtlich, dass die Zentralregierung die Kontrolle über alles verloren hat.“ Barsani gab dem schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki die Schuld für die Krise und forderte dessen Rücktritt.

US-Vertreter gaben zu, dass die Gebietsgewinne nicht leicht wieder rückgängig zu machen sein würden. Zugleich dringt Washington aber darauf, dass sich die Kurden weiter im politischen Prozess in Bagdad engagieren.

Kerry war am Montag in Bagdad eingetroffen, wo er unter anderem mit Maliki sprach. Er sagte dem Irak im Kampf gegen den Islamischen Staat im Irak und in Syrien (Isis) „intensive Unterstützung“ zu. Zugleich erhöhte er den Druck auf Maliki zur Bildung einer Einheitsregierung. Die sunnitische Minderheit wirft dem Schiiten vor, sie systematisch zu benachteiligen und der Offensive der sunnitischen Isis damit den Weg bereitet zu haben.

Nach Angaben der UNO kamen im Juni bei bei Anschlägen und Hinrichtungen im Irak mindestens 1.075 Personen ums Leben. Über die Zahl der Opfer der jüngsten Kämpfe liegen bisher keine Informationen vor.