Flüchtlinge steigen aufs Dach

PROTEST Statt umzuziehen, verharrt ein Teil der Bewohner einer ehemaligen Berliner Schule weiterhin in und auf dem Gebäude

BERLIN taz | Zwischen 50 und 80 Flüchtlinge und Unterstützer halten sich nach eigenen Angaben noch immer in der ehemaligen Schule im Berliner Bezirk Kreuzberg auf. Ihre Forderung: Abschiebungen aussetzen und die Residenzpflicht abschaffen.

In dem besetzten Gebäude, für das der Bezirk die Räumung angeordnet hat, lebten seit Ende 2012 rund 200 Menschen, darunter viele Flüchtlinge aus Afrika, aber auch Roma-Familien aus Südosteuropa sowie in Berlin lebende Obdachlose.

Nach Behördenangaben ist die Schule von 900 Polizisten umstellt. In das Gebäude hinein durfte am Mittwochnachmittag niemand – das galt auch für umzugswillige Bewohner, obwohl diese nach eigenen Angaben nur ihre Sachen und Papiere holen wollten, um diese mit in eines der von der Stadt gestellten Heime zu nehmen.

Bei Protestaktionen von Sympathisanten der Flüchtlinge gab es in der Nacht zum Mittwoch mehrere Festnahmen. Mehrere Polizisten wurden leicht verletzt. Am Mittwochnachmittag besetzten rund 15 Unterstützer das Büro der Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne). Diese war selbst nicht anwesend. Herrmanns Mitarbeiter hätten sich während der Aktion eingeschlossen, so der Bezirkssprecher. Weitere Proteste gegen die Räumung gab es auch im Ausland: Während die Flüchtlinge mit dem Bezirk über das weitere Vorgehen verhandelten, wurden am Mittwoch in Brüssel 21 Menschen festgenommen, die aus Solidarität die deutsche Botschaft besetzt hatten.

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