Der Hinrichtungsremix

Die Handy-Bilder von Saddam Husseins Hinrichtung sind nicht genug: Jetzt basteln Amateure Clips daraus

Das Handy-Video, das Saddam Hussein am Galgen zeigt, stand kurz nach der Hinrichtung im Internet. Jetzt geht die Online-Community noch einen Schritt weiter und präsentiert der Welt den Hinrichtungsremix.

CNN-Bilder, Ausschnitte aus al-Arabia, Fotos von Husseins Leichnam – aus all dem basteln Amateur-Videojockeys neue Kurzfilme und unterlegen sie mit Musik oder eigenen Audio-Kommentaren. Auf der Videoplattform youtube.com finden sich zum Schlagwort „Saddam“ über 7.000 Videos.

Ein Film namens „Good Bye Saddam“ kombiniert die Hinrichtungsbilder mit Fotos des Diktators: Hussein, wie er ein Kind küsst, wie er ein Gewehr abfeuert oder sich vom Volk bejubeln lässt. Unterlegt wird der achtminütige Videonachruf von elegischen Orientbeats. Der Videoclip „Saddam Hanging“ wiederum macht sich über den Tod Husseins lustig. Zu Hiphop ist er mal in Unterhosen, mal als zottelbärtiger Gefangener zu sehen.

Wie bei einem Wettstreit unter DJs reagieren die Produzenten auf die Videos der Gegenseite: Setzt der eine ein Video mit dem Titel „He’s finally dead“ (Endlich ist er tot) ins Netz, reagiert ein anderer mit dem Film „Saddam was a Hero“. Andere Videos wiederum verzichten ganz auf die Bilder der Hinrichtung – und stellen selbst eine nach: mit einem Teddybären am Galgen.

Doch die Video-Community kann auch selbstkritisch. Im Titel eines Videos werden schockierende Details der Hinrichtung versprochen. Doch sobald der Film läuft, erscheint nur ein Schriftzug: „Ich wollte nur sehen, wie viele Leute das sehen wollen.“ So wird Voyeurismus entlarvt: 25.000 Menschen klickten auf das Video. WOLF SCHMIDT