Freie Logen-Sicht für Kulturfans ohne Knete

SOLIDARITÄT Die „Kulturloge“ verteilt Restkarten von Kultureinrichtungen an Menschen mit wenig Geld

„Der Mensch lebt nicht allein von Brot – er braucht auch was für Kopf und Herz“, ist das Motto von Angela Meyenburg, Leiterin der „Kulturloge“ in Berlin. Seit April 2010 ermöglicht das gemeinnützige Projekt Menschen mit wenig Geld kostenlosen Zutritt zu Kino, Theater und Oper. Bisher nehmen rund 50 Berliner Kulturveranstalter teil.

Wie Meyenburg am Freitag bei einer Pressekonferenz im Grips-Theater mitteilte, nutzen bereits rund 4.000 Menschen das Kulturprogramm. Anspruch haben Geringverdiener sowie Empfänger von Hartz IV und Grundsicherung. Von den Kulturloge-Gästen sind laut Meyenburg 70 Prozent Frauen – darunter viele alleinerziehende Mütter.

Die Gäste können bei ihrer Anmeldung ihre kulturellen Interessen angeben und werden benachrichtigt, wenn es passende Karten für sie gibt. Dabei achte die Kulturloge darauf, dass niemand bevorzugt werde und öfter als andere Karten bekomme, betonte Meyenburg. Der Veranstalter erhält für den Abend eine Gästeliste und vergibt vor Ort die Freikarten.

Noch sind nicht alle von der Idee begeistert: Mit dem Maxim-Gorki-Theater und dem Haus der Kulturen der Welt beteiligen sich nur zwei staatliche Einrichtungen am Projekt. Häufig erhält Meyenburg Ablehnungsschreiben mit der Begründung, dass das Verschenken von Karten bei staatlichen Subventionen nicht möglich sei. „Das ist falsch“, sagte Sabine Becker, Verwaltungsleiterin des staatlich subventionierten Grips-Theaters. „An manchen Abenden verschenken wir bis zu 30 Karten. Das ist vom Senat aus kein Problem.“ Meyenburg wünscht sich, dass mehr staatliche Häuser erkennen, dass „jeder leere Platz ein Juwel ist“. JT