Monty Schädel, Polit-Aktivist
: Der friedvolle Bürgerschreck

Die Niederungen der Realpolitik sind die Sache des überzeugten Oppositionellen nicht: Als PDS-Abgeordneter hielt Monty Schädel es nur eine Legislaturperiode im Schweriner Landtag aus. Seit dem 1. Januar ist der Bürgerschreck aus Rostock neuer „politischer Geschäftsführer“ der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK).

Gut fügt sich da, dass Monty Schädel gleichzeitig Koordinator des Rostocker „Anti-G8-Bündnisses“ ist. Und die Mobilisierung gegen den Gipfel ist zufälligerweise das zentrale Thema des Pazifistenverbandes im Jahr 2007, sagt Schädel. Arbeitet sich die Friedensorganisation damit nicht in leidlich überbewerteter Symbolpolitik ab? „Keineswegs“, sagt Schädel. „Der Gipfel – das sind die Verantwortlichen.“ Dort werde über die Kriege entschieden, gegen die die DFG-VK seit jeher kämpfe. Doch seien die Proteste nur im Rahmen sozialer Bündnisbildung sinnvoll.

Wegen „inhaltlicher Differenzen“ sei er 2002 aus dem Landtag ausgeschieden, sagt Schädel. Die Sozial- und Migrationspolitik der Regierungspartei PDS mochte er nicht länger mittragen. Den damit verbundenen Verlust der parlamentarischen Immunität nutzten die Mecklenburger Behörden, um den Polit-Aktivisten mit diversen Strafverfahren zu überziehen. Er soll Polizisten beleidigt oder attackiert haben. „Retourkutschen“ nennt dies Schädel, erhoben um seine politische Aufsässigkeit zu dämpfen. Verurteilt wurde er deshalb noch nicht – alle Verfahren endeten bisher mit Einstellung oder Freispruch. Eine neue Erfahrung ist Ärger mit der Justiz für den Polit-Aktivisten nicht. Seine Einberufung zögerte der Totalverweigerer bis zum 26. Lebensjahr hinaus. Als er dann in 30-tägigen Bundeswehrarrest kam, trat er in Hungerstreik. Die anschließende Verlegung in ein Bundeswehrkrankenhaus nutzte er zur Flucht – und handelte sich eine siebenmonatige Bewährungsstrafe ein.

Der Posten des „politischen Geschäftsführers“ der DFG-VK ist kein Ehrenamt. Das Etikett des Berufsaktivisten ist dem gelernten Koch und Erzieher dennoch nicht angenehm. „Aber im Moment muss man das vielleicht so sagen.“ Christian Jakob