Thais und New Yorker bitten zum Tanz am Sommerloch: Schnell ins Konzert!
Andreas Schnell
Ach, was war das für ein wunderbarer Abend im Juli 2013, als in der Friese die Paradise Bangkok Molam International Band zum Tanz aufspielte. Wo sonst ja eher nietenbewehrte Hardcore-Punks rüpeln oder Off-Rock-Konzerte irritieren, fand sich in der Hitze des Sommers eine bald redlich durchgeschwitzte Gemeinde zusammen, um bis in die Nacht zu einer Musik zu tanzen, die in ihrer Heimat fast vergessen war – und hierzulande nur emsigen Sammlern bekannt, die sich vor allem mit den exotischeren Teilen der Popwelt befassen. Und Thailand gehört fraglos dazu. Allerdings gab es dort in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern wie fast überall auf der Welt eine Art psychedelischer Revolution, wurden traditionelle Instrumente elektrifiziert und Beatles und Stones rezipiert. Daraus entstanden faszinierende Spielweisen – wie eben der Molam-Sound, den die Paradise Bangkok Molam International Band zu neuem Leben erweckt. Zeuge können Sie dessen also am heutigen Samstagabend irgendwann nach 21 Uhr werden.
Ist Ihnen das zu exotisch, können Sie sich am gleichen Abend ab 20.30 Uhr in der Dete von Gestatten, Schulz unterhalten lassen. Oder Sie warten bis Montag, wo dann ab 20 Uhr im Lagerhaus die New Yorker Ska-Band The Slackers aufspielt. Und sollten Sie bei Ska nun abwinken wollen, weil das, zugegeben, oft ja doch nur unbegabt aufgeführter Reggae oder Schlimmeres ist, sei Ihnen versichert, dass diese Herrschaften anders sind. Nicht nur darf bei ihnen auch mal eine Steel-Gitarre oder ein Bon-Jovi-Cover erklingen. Vor allem aber erreichen sie nicht nur eine Tiefe, die sonst höchstens Altmeister wie die Skatalites vorweisen können, in ihren Improvisationen leuchten auch Elemente aus R&B, Soul, Jazz oder Country auf – nur eben, und das ist ja ganz wichtig, kein Punkrock, was meist beiden Bestandteilen nicht gut tut.
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