„Es ist besser als in der Schule“

FLÜCHTLINGE Sylvester aus Nigeria hat das Angebot angenommen: Er lebt in einem Heim in Spandau

Das Chaos in der immer noch besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule ist meilenweit entfernt, hier vor dem Flüchtlingsheim im Spandauer Askanierring. Zwei Kinder spielen auf dem Spielplatz vor dem Eingang des Gebäudes, das einer Kaserne nicht unähnlich ist. Ihre Mutter sitzt auf einer Schaukel, der Vater auf dem Boden. Sie scheinen nach langer Zeit endlich wieder zur Ruhe zu kommen. Ein junger Afrikaner schlendert an dieser Szenerie vorbei.

Sonnenbrille, sauberes weißes T-Shirt, locker sitzende Jeans: Sylvester aus Nigeria steckt sich eine Zigarette an und beginnt zu erzählen. Am Dienstagabend sei er hier angekommen mit dem letzten Bus, der Flüchtlinge von der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg in die Unterkunft in Spandau gebracht hat. „Es ist besser als in der Schule“, sagt er. „Die Toiletten stinken nicht.“ Auf die Frage nach warmer Dusche und weichem Bett lacht er zufrieden und bejaht.

Fünf Monate in Kreuzberg

5 Monate wohnte der 25-Jährige in der von Flüchtlingen besetzten Schule, die das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg seit Dienstag zu leeren versucht. Sylvester nahm wie bisher 208 Menschen das Angebot an, in eine der vom Senat gestellten Ersatzunterkünfte in Charlottenburg und Spandau umzuziehen. Etwa 40 Flüchtlinge harren in der Schule aus. Sie fordern ein Bleiberecht, weil sie fürchten, abgeschoben zu werden.

Sylvester sagt, er könne nur für sich sprechen, sei aber „sehr zufrieden“ in dem neuen Heim, trotz seines ungewissen Aufenthaltsstatus. Er könne aber verstehen, dass die Menschen in der Schule Angst haben. MARKUS MAYR