pleitgen 2010
: Die Heimat ruft

Die Spekulationen sind vom Tisch. Der Streit zwischen den Ruhrgebiets-Kommunen und der NRW Landesregierung wurde mit einem Kniff beendet. Der scheidende WDR-Intendant Fritz Pleitgen wird Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr 2010 GmbH. Er wurde auf Initiative von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) ausgewählt. Damit konnten alle ihr Gesicht wahren. Die Europäische Kulturhauptstadt 2010 steht also endlich in den Startblöcken zu einem anstrengenden vierjährigen Marathonlauf.

KOMMENTAR VON PETER ORTMANN

Die Region bekommt nun, was sie immer schon haben wollte: Zwei Sozialdemokraten an der Spitze der Kulturhauptstadt-Bewegung. Und wie Oliver Scheytt ist auch Fritz Pleitgen ein Botschafter des Ruhrgebiets. In Duisburg wurde er geboren, in Essen hat er gewohnt. Jetzt kehrt der ehemalige Auslandskorrespondent der ARD, Lebensmotto: „Gelassen rastlos“, in seine Heimat zurück – inzwischen als einer der prominentesten Bürger in NRW. Für die neue Kultur-GmbH verlässt er seinen Intendantenposten drei Monate früher als geplant. Die Europäische Kulturhauptstadt ist eben kein gewöhnliches regionales Festival. Ein ganzer Kontinent wird 2010 mit Argusaugen auf diese Metropolen-Region blicken.

Auch der zweite Geschäftsführer Oliver Scheytt kann mit dieser Lösung gut leben. Denn damit ist die von der Landesregierung geforderte und vom Essener Kulturdezernenten immer bekämpfte künstlerischen Gesamtleitung des Kulturhauptstadt-Prozesses endgültig vom Tisch. Doch der US-amerikanischen Theaterstar Peter Sellars, einst als Intendant favorisiert, liegt immer noch drauf. Denn für inhaltliche Einzelprojekte wie Städtebau, Migration, Theater und Musik sollen renommierte Direktoren als Kompetenzteam gewonnen werden. Daran ist Sellars wohl immer noch interessiert. Der feine Geruch der Euromillionen hat sich schließlich nicht verflüchtigt.