Kunst? Nur bei schönem Wetter!

AUSSTELLUNG Der renommierte Förderpreis der Kunsthochschule wird 2014 an Z. Schmidt verliehen. Die Konkurrenz der Bremer MeisterschülerInnen ist größer und besser als in manch früheren Jahren

Z. Schmidt ist die achte Preisträgerin des seit 2007 verliehenen Karin Hollweg Preises, der an MeisterschülerInnen der Bremer Hochschule für Künste verliehen wird.

■ 1979 geboren, studierte Z. Schmidt zuerst Kultur- und Kunstwissenschaften an der Uni Bremen, bevor sie 2007 an die Kunsthochschule wechselte. Dort war sie Meisterschülerin beim französischer Installations- und Videokünstler Jean-François Guiton.

■ Ihre Arbeiten waren in Bremen, Bremerhaven, Oberhausen, Lausanne und Berlin zu sehen. Sie lebt in Bremen und der Schweiz.

Die Künstlerin Z. Schmidt hat am Freitag für „Schönwetterkunst“ den mit 15.000 Euro dotierten Karin Hollweg Preis bekommen. Sie bekommt damit den höchstdotierten Kunstförderpreis aller deutschen Kunsthochschulen. Das Preisgeld geht zur Hälfte an die Preisträgerin, die andere Hälfte soll der Realisierung einer Ausstellung dienen.

Ihre überzeugende, weniger tiefgründige, als vielmehr spielerische Installation ist – bei gutem Wetter – sehr sinnlich und unmittelbar. Andererseits aber auch sehr minimalistisch. Sie besteht im Kern aus einem freigelegten Fenster der Weserburg, in dem zwei kleine Spiegel stehen, deren Anordnung keineswegs zufällig, sondern, im Gegenteil, mit großer Akribie errechnet ist. Der umgelenkte Sonneneinfall sorgt dann, im günstigen Fall, für sich stetig verändernde Lichtzeichnungen an den Wänden im Inneren, die ein wenig wie Gestirne daherkommen. Ist der Himmel bedeckt, geht manch einer aber sicher achtlos an der Arbeit vorbei. Wobei es bei Z. Schmidt immer wieder auch um die Architektur an sich geht: Räume versteht sie als Orte, „die durch Handlung und Narration, durch Gesellschaft zu eben jenen werden“.

Die opulente Ausstellung „Of the Universe“ zeigt insgesamt 15 MeisterschülerInnen der Bremer Kunsthochschule, also so viele wie noch nie. Zugleich ist der aktuelle „einer der leistungsstärksten Jahrgänge“, sagt Kurator Ingo Clauß, der die KünstlerInnen in den vergangenen Monaten intensiv begleitet hat. Fast alle von Ihnen haben in der Weserburg quasi einen eigenen Raum für ihre Arbeit bekommen, was die sehr unterschiedlichen Werke einerseits wohltuend klar trennt, andererseits den einzelnen Präsentationen aber fast den Charakter von Einzelausstellungen verleiht.

Der eine oder andere hier kommt noch stark suchend daher und hat doch den fiesen Kunstmarkt – leider – stets im Hinterkopf. Fabian Klemm etwa, der für die Ausstellung einen Anzug maßschneiderte, dessen Schnitt er zudem auf einer Leinwand präsentiert. Geht es da noch um Kunst oder nur um den Kontext, indem sie steht?

Andere Positionen wiederum sind schon sehr klar, ausgereift und stark. Roshan Margraf ist einer von diesen KünstlerInnen, bei denen man das Gefühl hat: die werden bestimmt ihren Weg gehen sein, auch ohne Preis. Margraf brilliert und irritiert vor allem durch stark assoziative Fotos, die sich einerseits der Mechanismen aus Hochglanzästhetik und Modefotografie bedienen, sie andererseits aber auch brechen, ungemein politisch daherkommen und Geschlechterrollen intelligent hinterfragen.

Mit fotografischen Arbeiten besticht auch Michael Schmid. Immer wieder inszeniert er Alltägliches ganz artifiziell, reflektiert dabei das Medium selbst. Er steht zugleich in klarem Gegensatz zu dem, was die sehr formenstrenge und stark dokumentarische Schule des Bremer Professors für Fotografie Peter Bialobrzeski lehrt. Schmid war aber auch Schüler des Künstlerduos Korpys/Löffler. Und die fragen selbst immer wieder, wie „Wirklichkeit“ in medial vermittelten Bildern inszeniert wird.

Es gibt aber auch noch Malerei in dieser Ausstellung! Nur etwas weniger als bei früheren MeisterschülerInnen. Christine Gruber etwa hat einen riesigen, roten Farbvorhang aus Acrylhaut geschaffen, der in der Mitte des Hauses hängt. Und dessen Wirkung ganz wunderbar über gleich mehrere Etagen ausstrahlt.  Jan Zier

„Of the Universe“: Bis 19. Oktober im Museum Weserburg. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.