Rhein weiter blockiert: Stauwarnung an der Loreley

HAVARIE Die Bergung des gekenterten Tankers geht nur langsam voran. Mittlerweile stecken 450 Binnenschiffe fest

ST. GOARSHAUSEN taz | Achtzehn Tage nach der Havarie des Motortankschiffes „Waldhof“ auf dem Rhein vor dem Loreleyfelsen liegt der Pott noch immer wie ein gestrandeter Wal im trüben Wasser. Gigantische Kranschiffe eines niederländischen Bergungsunternehmens halten den mit 2.400 Tonnen Schwefelsäure gefüllten Havaristen mit dicken Stahltauen in der Strömung. Weil Wasser in alle sieben Tanks der „Waldhof“ eingedrungen ist und sich mit der Schwefelsäure vermischte, herrscht latente Explosionsgefahr.

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad schreckt das nicht. Mit dem Laborschiff „MS Burgund“ ließ sich die Sozialdemokratin an diesem Montag bis dicht an das Wrack heranschippern, um direkt von der Unglücksstelle aus die Öffentlichkeit über den Stand der Bergungsarbeiten zu unterrichten und den Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei, THW, DLRG und DRK sowie der Havarieleitung für ihre „großartige Arbeit“ zu danken. Obgleich es inzwischen gelungen sei, fünf Tanks anzubohren und mit der Einleitung von Stickstoff die Explosionsgefahr zu bannen, habe man es weiterhin mit einer „ausgesprochen schwierigen Situation“ zu tun, so Conrad. Wegen des erst allmählich zurückgehenden Hochwassers könne mit den Arbeiten an den letzten beiden Tanks erst jetzt begonnen werden. Wie explosiv das Gemisch in den mehr als zwei Wochen unter Wasser liegenden letzten beiden Tanks inzwischen sei, wüssten auch die Experten noch nicht.

Deshalb waren auch am Montag während der Bergungsarbeiten die Bundesstraßen und die Bahngeleise rechts und links des Rheins wieder gesperrt. Auch die flussaufwärts fahrenden Schiffe, die in den letzen Tagen die Unfallstelle langsam passieren durften, mussten erneut festmachen. Auf die bislang verbotene Fahrt flussabwärts warten zwischen Ludwigshafen und Mainz inzwischen mehr als 450 Binnenschiffe. Für die Kapitäne und die Reedereien „eine echte Katastrophe“, so Conrads Staatssekretär Roger Lewentz. Aber die Sicherheit gehe eben vor. Nun sollen zwei Tankschiffe die restliche Schwefelsäure aufnehmen. Die Suche nach den beiden noch immer vermissten Matrosen wird unterdessen fortgesetzt, sie war wegen Hochwasser unterbrochen. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT