„Sich aktiv entscheiden“

AKTION Die Kunsthalle wird umgebaut und bietet den Besuchern so lange ein neues Preissystem

■ 38, ist seit Oktober 2012 der Geschäftsführer der Kunsthalle. Studiert hat er in Detmold und Basel.Foto: Fuhrmann

taz: Herr Brandt, wieso können sich Ihre Besucher ab Juli den Eintrittspreis aussuchen?

Stefan Brandt: Am 1. Juli beginnen die Vorbereitungen für die Modernisierung. Anlässlich dieser Umstellung haben wir uns etwas Besonderes überlegt: Man kann im Juli für vier, sechs, acht, zwölf Euro oder sogar gratis die Kunsthalle besuchen.

Vom kaufmännischen Standpunkt aus gesehen: Erwarten Sie ein großes Minus?

Es gibt unterschiedliche Erfahrungen. So ein Preismodell hat bisher noch kein Museum versucht. Das Thalia Theater hatte allerdings vor Jahren eine ähnliche Aktion – mit großem Erfolg. Dort kam am Ende derselbe Durchschnittswert heraus wie bei den normalen Kartenverkäufen. Wir rechnen zwar mit leicht geringeren Einnahmen. Aber natürlich hoffen wir, dass es vor allem neue Besucher in die Kunsthalle bringt.

Haben Sie keine Angst, dass die Besucher vor allem den Null-Euro-Tarif wählen?

Generell ist uns jeder Besucher willkommen, ob er jetzt null Euro oder zwölf Euro bezahlt. Jeder Besucher muss sich an der Kasse aktiv entscheiden, welchen Preis er zahlen und ob der die Kunsthalle mit einem selbst gewählten Eintritt unterstützen möchte.

Und wieso ab Juli?

Der 1. Juli ist ein besonderes Datum, mit Blick auf das große Modernisierungsprojekt. Der Muschelkalk und der Gründungsbau werden dann geschlossen, damit die Arbeiten beginnen können. Für die Besucher ist dann noch die Galerie der Gegenwart geöffnet. Gleichzeitig wollten wir ein Signal der Dankbarkeit senden. So haben wir den Juli zum „Mein-Preis-Monat“ erklärt.

Was bieten Sie auf der kleineren Fläche?

Wir haben zwei Sonderausstellungen: „C’est la vie. Das Paris von Daumier und Toulouse-Lautrec“ sowie „Lichtwark revisited. Künstler sehen Hamburg“. Ab dem 1. August gibt es zusätzlich die Sammlungspräsentation „Spot on“. Auf einer Etage wird es 200 Kunstwerke zu sehen geben. Sie sind von jungen Kuratoren aus unserer Sammlung ausgewählt und neu gruppiert worden. Das ist eine echte Highlight-Ausstellung – für uns der Anlass, wieder ein festes Preissystem einzuführen.  INTERVIEW: FCK

Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Donnerstag, 10 bis 21 Uhr, Kunsthalle, Glockengießerwall